Zugegeben, es gibt Angenehmeres, als morgens mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) aufzuwachen. Millionen Deutschen ist das am Freitag passiert. Um zehn Minuten nach sieben war Rüttgers schon im ARD-ZDF-Frühstücksfernsehen zu Gast. Was er zu sagen hatte, war auch nicht so berauschend: Die Steuerentlastungen werden wohl nicht so toll werden.

Zehn Minuten später das nächste Erschaudern: Die deutsche Gesundheitsministerin Ulla Schmid (SPD) erscheint in der guten Stube, um über die Impfung gegen Schweinegrippe zu sprechen. Morgenstund hat nicht immer Gold im Mund.

Dennoch: Das Frühstücksfernsehen, das ARD und ZDF werktäglich von halb sechs bis neun Uhr bieten, gehört zum Erfreulichsten, was die öffentlich-rechtlichen deutschen Sender in ihrem Programm haben.

Schon am frühen Morgen gibt es jede Menge Information. Was bringt der Tag politisch? Wie wird es an der Börse laufen? Gegen wen hat sich Deutschland im Fußball blamiert? Was tut sich auf der Frankfurter Buchmesse? Die Beiträge sind wie ein Cappuccino: nicht so stark wie reiner schwarzer Kaffee ohne Zucker, also in der Früh recht gut genießbar.

Sympathisch auch die Moderatoren - noch mehr, wenn man weiß, dass die für ihren Job um drei Uhr aufstehen müssen. Eine Woche richtet die ARD das TV-Frühstück an, eine Woche dann das ZDF.

Schade, dass es im öffentlich-rechtlichen ORF so etwas nicht gibt. Da hat man um diese Zeit die Auswahl zwischen Wickie und die starken Männer auf ORF 1 und der Endlos-Wetterschleife im zweiten Programm. Dann schon lieber Jürgen Rüttgers, Ulla Schmidt und die Schweinegrippe. (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 17./18.10.2009)