Für 32.000 Euro (Kaufpreis 40.000) fand Queen Henrietta Maria als van Dyck zugeschrieben in Slowenien eine neue Heimat.

Foto: im Kinsky

Entdeckungen wie die jüngste bedienen das wohl schönste Klischee des Kunstmarktes: Eine lange Zeit in das frühe 19. Jahrhundert datierte Arbeit auf Papier scheint sich dank eines Fingerabdrucks als originales Werk von Leonardo da Vinci zu entpuppen.

Und dieser Nachweis steigerte den Wert des Mädchenporträts erheblich: 1998 hatte die amerikanische Kunsthändlerin Kate Ganz für das 33x24 cm große Blatt bei einer Christie's-Auktion netto 19.000 Dollar bewilligt. 2007 verkaufte sie es für einen unbekannten Betrag an den Kunstsammler Peter Silverman, als Arbeit eines deutschen Künstlers, der die Gemälde des Renaissancekünstlers studiert haben müsse. Nach eingehenden Untersuchungen durch den weltweit anerkannten Experten Martin Kemp gilt die Autorenschaft da Vincis nunmehr als gegeben. Sollte Silverman demnächst verkaufen, wäre ihm ein satter Gewinn sicher. Der Londoner Altmeisterhändler Simon Dickinson schätzt den Wert der Arbeit auf 150 Millionen Dollar.

Trouvaillen in dieser Größenordung bleiben freilich die Ausnahme, schüren die Sehnsucht nach dem Abenteuer Kunstkauf aber nachhaltig. Die lukrative Seite daran haben auch Experten von Auktionshäusern längst erkannt. Denn Zuschreibungen können sich ja ändern, auch dafür gibt es Beispiele genug. In der oberen Liga versprechen sie Geldsegen, in der unteren ist nicht einmal der Verkaufserfolg garantiert. In Wien trifft man immer öfter auf solche Patienten, nicht immer verirren sie sich ganz zufällig auf diesen Marktplatz, der unter internationalen Insidern auch den Beinamen "Kap der letzten Hoffnung" trägt.

Vergangene Woche enttäuschte dieserart im Dorotheum ein Porträt Karls V. Für 9075 Euro hatte es der Einbringer bei Sotheby's im Rahmen der Hannover-Auktion 2005 als Werk eines anonymen deutschen Künstlers erworben. Im Zuge der Restaurierung fand man die Signatur Georg Bergmanns. Auf dem Kunstmarkt ist dieser Künstler weitgehend unbekannt, einerlei, der Verkäufer hoffte auf einen veritablen Gewinn. Nicht einmal bei dem weiter unter dem Limit liegenden Rufpreis von 30.000 Euro regte sich Interesse.

Ein anderer (Ver)Käufer hatte bei der Hannover-Auktion für 13.310 Euro das als "deutsche Schule" bezeichnete Porträt des jungen Kaisers Josef I. erworben. Das verdreckte, von einer Schicht vergilbter Firnis überzogene Bild wurde restauriert und mit einem neuen Gutachten ("Du Chateau, zugeschrieben" ) ausgestattet. Am Dienstag dieser Woche buhlte es mit einer Taxe von 20.000 bis 30.000 Euro "im Kinsky" um einen Käufer - vergeblich.

Ein ähnliches Los drohte der Anthonis van Dyck zugeschriebenen Königin Henrietta Maria: Im April drehte das ganzfigurige Porträt mit einem Schätzwert von 100.000 bis 200.000 Euro im Kinsky die erste, allerdings erfolglose Runde auf dem Auktionsparkett. Bis vor wenigen Jahren galt das Bild entsprechend der Meinung des Altexperten Erik Larsen als echter van Dyck, und als solcher dürfte es auch für eine österreichische Privatsammlung erworben worden sein.

2004 erschien ein neuer Dyck-Œuvre-Katalog, in dem das Bild nicht mehr berücksichtigt wurde. Ein Downgrade, das den Wert drastisch verringerte. Diese Woche bekam Henrietta Maria im Kinsky eine zweite Chance: Zwischen 25.000 und 50.000 Euro lautete die Vorgabe, bei 32.000 Euro hatte das unter zwei Bietern ausgetragene Gefecht ein Ende. Die Namenspatronin von Maryland fand (vorerst) in Slowenien eine neue Heimat. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.10.2009)