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Im Hinterhalt starben im August 2008 zehn französische Soldaten

Foto: AP/Brinon

Rom - Die italienische Regierung hat am Donnerstag auf einen Bericht der britischen Tageszeitung "The Times" scharf reagiert, wonach Rom im Juli 2008 den radikalislamischen Taliban in Afghanistan Geld gezahlt habe, um Frieden in der Region Saroubi zu bewahren, die unter der Aufsicht italienischer Soldaten steht. "Die Regierung Berlusconi hat niemals Geldzahlungen an Taliban in Afghanistan genehmigt und ist über Initiativen dieser Art seitens der Vorgängerregierung nicht informiert", hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Presseaussendung des Kabinetts.

Verteidigungsminister kündigt Klage an

In der Mitteilung wurde hervorgehoben, dass in der zweiten Hälfte 2008 das italienische Friedenskontingent in Afghanistan mehreren Angriffen ausgesetzt gewesen sei, einer davon in der Gegend von Saroubi, bei dem am 13. Februar 2008 ein italienischer Soldat ums Leben kam. Verteidigungsminister Ignazio La Russa kündigte eine Klage gegen "The Times" an. Die Behauptung, Italien habe Geld an die Taliban bezahlt, sei eine Beleidigung für die italienischen Soldaten, die im Krisenland stationiert sind.

Dass die Italiener bei ihrem Einsatz in der Provinz im Gegensatz zu den französischen Truppen nur ein Todesopfer in sechs Monaten zu beklagen hatten, erklärt sich La Russa mit "dem Benehmen unseres Militärs, das sich sehr von dem anderer Kontingente unterscheidet".

"Zehntausende Dollar"

"The Times" berichtete am Donnerstag, der italienische Geheimdienst bezahlte lokalen Aufständischen "zehntausende Dollar", um für Ruhe in der Region Sarobi nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul zu sorgen. Die kurz darauf im Juli 2008 in Afghanistan eingetroffenen französischen Soldaten seien darüber jedoch nicht informiert worden und hätten die Lage in der Region "katastrophal falsch" eingeschätzt.

Die falsche Einschätzung der Lage erkläre auch, weshalb die Soldaten nur leicht bewaffnet und ohne ausreichende Luftunterstützung auf die etwa 170 bewaffneten Taliban trafen, berichtete die Zeitung. Am 19. August 2008 waren französische Soldaten in einen Hinterhalt der Taliban geraten. Bei anschließenden schweren Kämpfen waren zehn Soldaten getötet und 21 weitere verletzt worden. Es war der schwerste Verlust der französischen Armee seit einem 1983 verübten Anschlag auf den Stützpunkt Drakkar in Beirut, bei dem 58 Fallschirmjäger getötet wurden.

Die "Times" legte in ihrer Freitagausgabe neue Hinweise auf Zahlungen an die Taliban vor. "Uns wurde mitgeteilt, dass unsere Kommandanten sich mit den Italienern getroffen und vereinbart haben, dass wir uns nicht gegenseitig angreifen. Als dann die Franzosen begannen, uns zu attackieren, dachten wir, die Italiener hätten diese Vereinbarung gebrochen. Von dem Truppenwechsel wussten wir damals nichts" zitiert das Blatt Taliban-Kommandant Mohammad Ismael.

In Frankreich lösten die Berichte über die missglückte Operation im August 2008 Empörung aus. Besonders Bilder, die Taliban-Kämpfer mit erbeuteten Waffen und Ausrüstungsgegenständen zeigen, schockierten die Öffentlichkeit.  Die oppositionellen Sozialisten fordern nun eine Anhörung Verteidigungsminister Hervé Morins. (red/APA)