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Herren-Rennsportleiter Anton Giger über Hermann Maier: "Jetzt ist sein Platz erst einmal leer."

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Standard: Was bedeutet Maiers Rücktritt für Sie und für das Austria Ski Team?

Giger: Der Hermann ist ein genialer Skifahrer und eine herausragende Persönlichkeit. Er war über die Jahre ein ganz wichtiger Teil der Mannschaft. Jetzt ist sein Platz erst einmal leer. Die Situation ist nicht einfach für uns.

Standard: Was hat seine Bedeutung für das Team ausgemacht?

Giger: Die ganze Mannschaft muss dankbar sein. Er hat enorm viel beigetragen, nicht nur Erfolge. Vor allem die jungen Leute konnten sich viel abschauen von ihm - wie er Probleme gelöst hat, wie er konsequent seinen Weg gegangen ist.

Standard: Hatten Sie für die kommende Saison mit ihm geplant?

Giger: Ja, natürlich.

Standard: Sein Rücktritt hat also auch Sie überrascht?

Giger: Zum jetzigen Zeitpunkt total. Als ich vor ein paar Wochen mit ihm geredet hab, war schon zu merken, dass er sich nicht ganz sicher ist. Aber dann ist er's ja wieder mit vollem Elan angegangen. Ich hab mich mit meinen Leuten nie darüber unterhalten, wann sie zurücktreten sollen, auch seinerzeit mit dem Eberharter nicht. Als Trainer wäre ich ja versucht, den Läufer zum Weitermachen zu überreden. Das hätte ich nicht gewollt.

Standard: Soll und wird sich das Gefüge im Team verändern?

Giger: Der Hermann hat dem Gefüge nie seinen Stempel aufgedrückt. Er war kein Sprecher oder Führer der Mannschaft wie etwa seinerzeit der Ortlieb. Der Hermann hat mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten, aber er war immer auf sich konzentriert. Er war ein Teil der Mannschaft, aber er hat nicht versucht, sie zu lenken. Er war nicht der Teamkapitän.

Standard: Wünschen Sie sich, dass unter Österreichs Skifahrern jetzt quasi ein Nachfolgespiel beginnt?

Giger: Jeder Sportler soll eine eigene Persönlichkeit entwickeln. Davon, dass jetzt einer die Rolle vom Hermann spielt, halte ich gar nichts. Der Maier war ein Unverkennbarer mit seinen Ecken und Kanten, den kann man nicht imitieren. Andere müssen auch ihre Eigenmarken entwickeln.

Standard: Haben Sie selbst von Maier profitieren können?

Giger: Er war in vielerlei Hinsicht wertvoll. Er hat auch Wege geebnet. Wenn ich irgendwo trainieren wollte, und der Hermann war dabei, dann ist alles viel leichter gegangen. Ich könnte fünf Stunden lang erzählen, was uns der Hermann alles gebracht hat.

Standard: Was beeindruckt Sie an Maier am meisten?

Giger: Dass er Situationen gemeistert hat, bei denen viele gesagt haben: Das schafft keiner. Er hat auch in Fachkreisen für Verblüffung gesorgt, bei Trainern und natürlich bei Ärzten. Deshalb waren seine Erfolge so emotional - wegen ihrer Vorgeschichte. Das war klassischer Stoff wie in einer antiken Heldengeschichte, immer wieder. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 15. Oktober 2009)