Brüssel/Seoul/Wien - Neue Exportchancen für die österreichische Landwirtschaft eröffnet das EU-Freihandelsabkommen mit Südkorea, das heute, Donnerstag, in Brüssel vorläufig unterzeichnet wird und voraussichtlich in der ersten Hälfte 2010 in Kraft tritt.

Zu den größten Profiteuren dürften Österreichs Schweinezüchter zählen. Schon bisher waren Schweinebäuche der größte Einzelposten im österreichischen Export nach Südkorea (2008: 45 Mio. Euro). Gegrilltes oder gekochtes Schweinsbrüstl zählt zu den Klassikern der koreanischen Küche.

Für Werner Somweber, den österreichischen Handelsdelegierten in Seoul, ist nicht das Streichen der achtprozentigen Importzölle (mit Übergangsfristen) das Wichtigste, sondern das Wegfallen vieler nichttarifärer Handelsschranken. So sind derzeit, nach strenger Prüfung durch koreanische Inspektoren, nur 17 österreichische Schlachtbetriebe als Lieferanten zugelassen. Mit dem Freihandelsabkommen wird Südkorea, ebenfalls mit Übergangsfristen, die EU-Zertifikate akzeptieren.

Ein Wachstumsmarkt bietet sich auch den heimischen Weinbauern. Bisher können europäische Weine preislich nicht mit Kreszenzen aus Chile konkurrieren, mit dem Südkorea seit längerem ein Freihandelsabkommen hat. Nun erwartet Somweber, wie er zum Standard sagt, innerhalb von etwa zehn Jahren eine ähnliche Entwicklung wie in Japan, wo Wein aus Österreich sehr beliebt ist.

Mit einem Volumen von rund 80 Mio. Euro bestreiten österreichische Zulieferer für Südkoreas Autoindustrie (Beispiel: Prüfgeräte des Grazer Spezialisten AVL) derzeit den Löwenanteil des Exports. Das ist nur ein Klacks im Vergleich zu den koreanischen Autoexporten in die EU. Die europäische Autoindustrie war es denn auch, die hinhaltenden Widerstand gegen das Abkommen leistete.

Letztlich aber überwogen strategische Überlegungen. Für die EU ist es nicht nur im Umfang das bisher wichtigste Freihandelsabkommen - sie hat damit vor allem einen starken Brückenkopf auf dem asiatischen Markt. Und Südkorea (49 Mio. Einwohner) kann seine unbequeme "Nussknacker-Position" zwischen China und Japan, wie man in Seoul sagt, lockern. (Josef Kirchengast, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.10.2009)