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Journalistinnen müssen sich im ORF hinten anstellen, was Geld und Karriere anbelangt. Das soll sich durch die Quotenregelung ändern.

Foto: APA/Schneider

Wien - In der ORF-Gesetzesnovelle soll eine Frauenquote von 45 Prozent festgeschrieben werden. Das kündigten Frauenministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) und Familienstaatssekretärin Marek (ÖVP) anlässlich des am Mittwoch stattfindenden Journalistinnenkongresses in Wien an. "Das bedeutet, dass Frauen bei gleicher Qualifikation im ORF so lange bevorzugt werden müssen, bis diese Quote erreicht ist. Gemeinsam werden wir das in der Großen Koalition erreichen", so Heinisch-Hosek.

Quote für alle Ausschreibungen auf allen Ebenen

Die Frauenquote soll ab Inkrafttreten des neuen ORF-Gesetzes für "alle Ausschreibungen im ORF, für Ein-, Um- und Aufstiege" gelten, präzisierte die Sprecherin der Frauenministerin Dagmar Strobel. Auch bei Personalrochaden in ORF-Führungsetagen müssten demnach Frauen bei gleicher Qualifikation so lange vorgezogen werden, bis die Quote von 45 Prozent auf allen Ebenen erreicht ist.

Die größte Diskrepanz finde sich noch immer in der Gehaltstabelle und das, obwohl Frauen den weitaus größeren AkademikerInnenanteil unter den JournalistInnen stellen, so Heinisch-Hosek. Journalistinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, "sie landen öfter in prekären Arbeitssituationen und sind in Führungsetagen kaum vertreten". Sie verlangte daher eine Offenlegung der Gehälter in den verschiedenen Hierarchieebenen, damit sich Frauen bei Gehaltsverhandlungen daran orientieren können sowie eine verpflichtende Frauenquote in der Privatwirtschaft.

Auch Marek für Quote

Auch Marek betonte, es sei "unerträglich, wie im ORF mit starken und kompetenten Frauen umgegangen wird", die Quotenfestsetzung sei daher unumgänglich. Die neue Regelung soll sich am Bundesgleichbehandlungsgesetz orientieren und im Rahmen der ORF-Gesetzesnovelle festgeschrieben werden, kündigten die Politikerinnen an. Innerhalb der Großen Koalition gebe es diesbezüglich ein gemeinsames Interesse, so Marek.

Die Staatssekretärin kritisierte das mangelnde Interesse des ORF an Frauenthemen auch in der Berichterstattung: "Ich hätte mir gewünscht, dass der öffentlich-rechtliche Sender über die parlamentarische Enquete zum Thema Frauen im gleichen Umfang berichtet wie über die ORF-Enquete", so Marek, die für die Gesetzesverhandlungen nicht zuständig ist.

Veto von VP-Klubobmann

Während ÖVP-Frauen das Vorhaben begrüßten, gab es ein Nein von dem für das ORF-Gesetz zuständigen ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf. "Ich bin ein Gegner von Quotenregelungen, in dieser Form wird das sicher nicht stattfinden." Der ÖVP-Mediensprecher betonte, "eine Quotenregelung wird es im ORF-Gesetz sicher nicht geben. Das war auch nicht mit uns vereinbart". Er sei zwar für gleiche Bezahlung und Gleichbehandlung von Frauen - aber eben nicht per gesetzlicher Quoten-Festsetzung. "Ich bin ein Gegner von Quotenregelungen, in dieser Form wird das sicher nicht stattfinden."

So sah das auch BZÖ-Mediensprecher Stefan Petzner, der in einer Aussendung festhielt, dass das BZÖ "gesetzliche Quoten als falsches Instrument zur Gewährleistung von Gleichberechtigung" ablehne.

Die SPÖ stellte ist hingegen für die Quotenregelung. Auf Zustimmung stieß der Vorstoß auch bei der ehemaligen ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat. Auch die Grünen werteten dies "als einen wichtigen und längst überfälligen Schritt nach vorne", so Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen.

Journalistinnen sehr erfreut

Große Zustimmung und Applaus für die neue ORF-Regelung gab beim Journalistinnenkongress, der heuer von 380 Teilnehmerinnen besucht wurde. "woman"-Chefredakteurin Euke Frank begrüßte die Ankündigung als "wichtigen Schritt" im Kampf gegen die gläserne Decke im JournalistInnenberuf.

Dass es nach wie vor eine gläserne Decke gibt, bestätigten die "Karriere"-Ressortleiterinnen Sandra Baierl vom "Kurier" und Karin Bauer vom "Standard". Die Karriere-Grenze für Frauen in Medienjobs resultiere aus "der Tradition der Männernetzwerke heraus. Diese Netzwerke halten die gläserne Decke nach wie vor aufrecht", so Bauer. Ob Frauennetzwerke ihren männlichen Pendants gewachsen sind, zeige sich nun in der Krise. "Die Finanzkrise ist eine Bewährungsprobe für Frauennetzwerke, um zu sehen, ob und welche strategischen Allianzen halten", so Susanna Wieseneder, die ihr eigenes Unternehmen Personal Counseling leitet. 

"Zukunft des Journalismus gehört Frauen"

Auch wenn die Realität in punkto Gleichbehandlung von Journalistinnen und Journalisten noch düster aussieht, gaben sich die Teilnehmerinnen einer Podiumsdiskussion optimistisch, was die Zukunft angeht. "In den letzten zehn Jahren hat sich sehr viel getan, es gab viele Durchbrüche von Frauen, die Männerdomänen erobert haben", so Baierl. "Wir sind auf einem guten Weg, die Frauen sind im Kommen." Auch Bauer geht davon aus, dass Frauen in journalistischen Führungsrollen künftig "mehr zur Normalität werden. Die Zukunft des Journalismus gehört nicht den weißen Männern in grauen Anzügen, sondern den Frauen", so die "Standard"-Redakteurin.

Und auch im ORF selbst begrüßte man das Vorhaben. ORF-Kommunikationschef Pius Strobl betonte: "Wir freuen uns, wenn unsere gelebte Praxis in die Gesetzgebung Eingang findet." Seit dem Amtsantritt von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gelte ohnehin "die Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation". (APA)