Wien - Eine Millionen-Ergebnislücke hat neben dem ÖBB-Güterverkehr auch die ÖBB-Personenverkehr-AG zu stopfen. Das Loch ist laut dem Aufsichtsrat vorgelegten Unterlagen der Berater von Roland Berger im Zeitraum 2010 bis 2014 zwischen 65 und 83 Mio. Euro groß und stellt die mit drei Mrd. Euro Verbindlichkeiten beladene Gesellschaft vor große Probleme.

Der Druck, ergebniswirksame Einnahmen zu lukrieren und Ausgaben zu senken, wird durch die Anschaffung der Railjet-Schnellzugsgarnituren erhöht. "Das Sachanlagevermögen der PV AG erhöht sich bis 2014 um ca. 17 Prozent auf 2,25 Mrd. Euro. Das jährliche Sachanlagevermögen muss durch die PV AG mit 6,17 Prozent p.a. verzinst werden", heißt es in dem Papier. Daraus ergibt sich: Um eine jährliche Ebit-Rendite zur Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu erreichen, muss das Ebit-Ziel von 119 Mio. Euro im Jahr 2009 auf 139 Mio. Euro im Jahr 2014 steigen.

Zur Erinnerung: Im ersten Halbjahr 2009 konnte das Ebit von minus 9,9 Mio. Euro auf plus 39,9 Mio. Euro gedreht werden. Für das Gesamtjahr sieht die Hochrechnung gut 120 Mio. vor, obwohl die Tariferlöse um 16 Mio. sinken. Dafür steigen die gemeinwirtschaftlichen Zuschüsse um 27 Mio. Euro.

Tariferhöhung

Um dem Ziel näher zu kommen und einen möglichen Ebit-Beitrag in Höhe von 36 Mio. Euro zu lukrieren, ist eine Tariferhöhung fix eingestellt, sie soll aufgrund der minimalen Inflation immerhin 15 Mio. Euro in die Kassen spülen. "In Diskussion" sind darüber hinaus 13 Maßnahmen: Den größten Brocken beitragen würde eine Reduktion des gemeinwirtschaftlichen Leistungsangebots, mit Kursstreichungen ließen sich 15 Mio. sparen, die Bund und Länder über Zuzahlungen ausgleichen müssten. Andernfalls droht wegen Ausdünnung des Netzes ein Aufstand der Pendler.

Um zehn Mio. Euro aufpeppen ließe sich laut den ÖBB-Kalkulationen der nach der Fußball-EM geschrumpfte Umsatz "durch gezielte Marketingmaßnahmen". Immerhin fünf Mio. Euro erhofft man sich durch "die verstärkte Einhebung von Schwarzfahr-Gebühren". Wie das ohne Zugbegleiter funktionieren soll, ist fraglich, sie wurden im großen Stil eingespart und vielfach durch Fahrkartenautomaten ersetzt. Dass angesichts des Baustellen-Chaos weiterer Jobabbau möglich ist, bleibt abzuwarten. Eine Aufwandssenkung in Höhe von 2,1 Mio. Euro würde der Abbau von 100 Stellen bis 2011 bewirken, zwei Mio. die "Reduktion der Flächenpräsenz", also die Rücknahme des Zugsangebots auf Regionalbahnen bzw. Verlagerung auf den Postbus. Drei Mio. sparen könnte man, würde das geplante Fernverkehr-Joint-Venture in Italien gestoppt.

ÖBB-Holding-Chef Peter Klugar sieht heuer im Personenverkehr ein deutlich positives Ergebnis und räumt Fehler bei der Affäre um illegal aufgezeichnete Diagnosedaten der Mitarbeiter ein. Möglicherweise habe man zu spät reagiert. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 14.10.2009)