Potsdam - Amarogentin gilt als bitterste natürliche Substanz der Welt. Mit welchen Geschmacksrezeptoren Menschen den aus Enzian gewonnenen Stoff wahrnehmen, hat nun ein deutsch-italienisches Forscherteam herausgefunden. Vier Rezeptoren seien beteiligt, teilte das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam am Dienstag mit. Das hätten DIfE-Forscher zusammen mit Kollegen von der Universität Piemont in Italien entdeckt.

Schnapsglas in 5.800 Badewannen

Amarogentin sei immer noch zu schmecken, wenn ein Schnapsglas (20 ml) davon in einer Wassermenge verdünnt werde, die 5.800 Badewannenfüllungen (je 200 l) entspreche, so die Forscher. Dies entspricht einer Verdünnung von rund 1:58.000.000. Menschen nehmen Bitterstoffe mit Rezeptoren wahr, die wie "Antennen" auf den Geschmackszellen sitzen. Dockt eine Substanz an einen oder mehrere der Rezeptoren an, wird ein Signal ans Gehirn geschickt: Das da schmeckt bitter.

Wichtig ist das, weil vor allem giftige Stoffe oft bitter sind. Die 25 menschlichen Bitterrezeptor-Gene seien seit Jahren bekannt, teilte das DIfE mit. Es sei aber bisher noch nicht gelungen, für jeden Bitterstoff die dazugehörigen Rezeptoren zu identifizieren.

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschafter um Maik Behrens und Wolfgang Meyerhof vom DIfE acht Rezeptortypen auf Wechselwirkungen mit verschiedenen Bitterstoffen. Sie zeigten, dass Amarogentin vier dieser acht Sensoren aktiviert. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Journal of Agricultural and Food Chemistry veröffentlicht.

"Bitterblocker" für Medikamente

Das Wissen über die Geschmackswahrnehmung sei wichtig, um zu verstehen, wie Nahrungspräferenzen entstehen, wurde Meyerhof in der Mitteilung zitiert. Ebenso sei es denkbar, die Studienergebnisse zu nutzen, um spezielle "Bitterblocker" zu entwickeln, die den schlechten Geschmack von Medikamenten verringern. (red/APA)