Dass sich im Wien der Zwischenkriegszeit eine ganz spezifische Art des Wohnens entwickelte, die sich deutlich von der internationalen Moderne unterschied, will eine Ausstellung im Hofmobiliendepot im siebten Bezirk zeigen: "Wohnen zwischen den Kriegen. Wiener Möbel 1914 - 1941" wartet mit exemplarischen Beispielen bürgerlicher Wohnungseinrichtungen auf.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

"Modernes Wohnen ist freies Wohnen, im Vordergrund stand die Vielfalt", erklärte Ausstellungskuratorin Eva B. Ottillinger hinsichtlich der präsentierten Wiener Ausprägung von Möbeldesign, das seinen Ausgang von theoretische Überlegungen wie der Jugendstil-Kritik von Adlolf Loos nahm.

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Zu sehen sind komplette Wohnungseinrichtungen, für die Architekten wie Felix Augenfeld, Josef Frank, Wilhelm Foltin, Johann Vinzenz Kabele, Walter Loos, Ernst Plischke, Otto Prutscher, Margarete Schütte-Lihotzky, Franz Schuster und Osktar Strnad verantwortlich zeichneten. In die Ausstellung integriert wurde auch ein Highlight der ständigen Sammlung des Hofmobiliendepots, eine von Plischke für die Keramik-Künstlerin Lucie Rie eingerichtete Wohnung.

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In Ries Wohnung zu sehen ist jener "Wassily"-Stuhl von Bauhaus-Schüler Marcel Breuer, den die Künstlerin 1929 kaufte, als sich Plischke in den USA aufhielt. Auf von dem Architekten publizierten Fotos war der Armlehnstuhl jedoch nicht zu sehen, "weil der Ernstl wollte das nicht", so Ries.

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Typisch für die "andere" Moderne Wiens waren flexible Kleinmöbel, handwerkliche Qualität und raffinierte Details. Bequemlichkeit und Individualität waren von größerer Bedeutung als Repräsentation.

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Die Schicksale der Auftraggeber werden in der Ausstellung ebenso beleuchtet wie jene der Architekten, Design-Geschichte ist hier eng verwoben mit politischer Geschichte. So musste rund die Hälfte der vertretenen Architekten wegen politischer Verfolgung emigrieren, zwei der neun vorgestellten Wohnungsbesitzer waren von "Arisierungen" betroffen.

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Das ausgestellte Mobilar wird auch in Form von Raumfragmenten präsentiert. Eigens eingerichtete Sitzflächen (links im Bild) sollen "die Besucher einladen, Platz zu nehmen und die Möbel aus der richtigen Augenhöhe zu betrachten", so Siegfried Loos vom für die Ausstellungsgestaltung verantwortlichen Architekturbüro polar.

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Auch dem sozialen Aspekt des Wohnens im "Roten Wien" ist ein eigener Bereich der Ausstellung gewidmet. Im Mittelpunkt stehen dabei die "eingerichtete Kleinstwohnung" von Franz Schuster und das  Siedlungshaus, das Margarete Schütte-Lihotzky als Mitglied der Siedlerbwegung entwarf. Bei der "Begehung" des Grundrisses von Shütte-Lihotzkys "Kernhaus Typ 7" können Ausstellungsbesucher ein Gefühl für die realen Raumgrößen gewinnen. (glicka, derStandard.at, 13. Oktober 2009)

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"Wohnen zwischen den Kriegen. Wiener Möbel 1914 - 1941"
14. Oktober 2009 bis 14. Februar 2010
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

Hofmobiliendepot * Möbel Museum Wien
Andreasgasse 7
1070 Wien

www.hofmobiliendepot.at

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