Heavy Trash: "Midnight Soul Serenade" (Crunchy Frog) 

Der New Yorker Jon Spencer hält mit seiner Stammband Blues Explosion und gemeinsam Matt Verta-Ray in seiner Zweitband Heavy Trash den Rock des wilden Mannes mit dem Gütesiegel des Amoklaufs am Leben. Punk im Herzen und Elvis auf Amphetamin im Kopf. Für unbelehrbare Romantiker des Bösebubendaseins ergibt das die beste Musik des Planeten. Auf ihrem dritten Album nehmen sich Heavy Trash dieses Mal die Liebe als Generalthema vor. Das ergibt mitunter ziemlich gfeanzte L’amour-Hatscher.

Link:
www.heavytrash.net

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Tinariwen: "Imidiwan: Companions" (Independiente Ltd.) 

Die Band aus Mali spielt Wüstenrock im eigentlichen Sinn. Wunderbar innige, beseelte Musik auf gemütlichem Boogie-Tempo, die die Gitarrenlicks eines Keith Richards mit afrikanischen Musiken kurzschließt. Live am 2. November in der Wiener Arena zu bestaunen.

Link:
www.tinariwen.com

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Bob Dylan: "Christmas In The Heart" (Sony)

Ist es Punkrock? Altersdemenz? Das viele Haschisch? Der Alte hat jedenfalls im gemütlich rumpelnden und schwingenden ruralen Südstaatenstil seiner letzten Alben ein Album mit 15 Weihnachtsliedern aufgenommen und reiht sich damit in jene US-Entertainment-Tradition, die von jedem Großen so eine Arbeit verlangt. Plansoll erfüllt. Uns bleibt die Faszination des Schreckens: „I have no gift to bring... pa-rapa-pa-pam...." Doch das hat was. Wir warten auf Ähnliches von Nick Cave.

Link:
www.bobdylan.com

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The Heavy: "The House That Dirt Built" (Counterrecords/Hoanzl)

Die britische Band verbindet wuchtigen Mod-Rock mit Sixties-Soul und Funk im Stile von Prince, sampelt Screamin' Jay Hawkins - und ist so gut, dass aus ihr daheim auf der Insel sicher nichts werden wird.

Link:
www.myspace.com/theheavy73

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Komplizen der Spielregeln: "Es wird nur noch geatmet" (Sitzer Records/Broken Silence)

Diese Kölner Band muss man sich als frühe Blumfeld auf Quatsch vorstellen, die zu Hause im Schrank das Gesamtwerk von Fugazi und Sonic Youth stehen hat. Das hat was. Songtitel lauten: Kreissaalsafari, Drei Meta Pop oder Der Nächste bitte!. Live am Do., 15. 10., im Wiener Fluc bei freiem Eintritt. Am 16. 10. Im Grazer Sub.

Link:
www.komplizenderspieregeln.de

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Monotonix: "Where were you when it happened?" (Drag City)

Die lustigen Zotteltiere aus Tel Aviv verbinden harte Gitarrenriffs aus der Hardcore- und klassischen Grunge-Schule (Mudhoney, Tad!) mit einem aktionistischem Rockspektakel, das ihnen zu Hause schon öfters polizeiliche Konzertabbrüche und Auftrittsverbote bescherte. Klingt doch gut.

Link:
www.monotonix.com

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The Black Heart Procession: "Six" (Temporary Residence/Trost) 

Die ewig unterschätzte Band aus dem kalifornischen San Diego veröffentlicht ihr Meisterwerk. Dunkle, gefährlich unter der Oberfläche brodelnde Rockmusik wie sie früher etwa auch The Birthday Party in ihrer Swamprock-Phase produzierten. Hier werden allerdings etwas weichere Drogen genommen. Das bedeutet weniger Lärm, dafür aber richtige Melodien.

Link:
www.temporaryresidence.com

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The Raveonettes: "In and out of Control" (Fierce Panda/Trost)

Das in den USA lebende dänische Duo verbindet zwar noch immer den Sixties-Girl-Group-Charme der Shangri-Las oder Ronettes mit dem Nihilismus von Velvet Underground und den pfeifenden Surf-Punk-Gitarren von The Jesus & Mary Chain. Das ergibt in Summe ein tolles schnelles und ein zu Herzen gehendes langsames Lied. Dieses Mal erweitert man das Spektrum allerdings um Elektropop und schwelgerische Balladen im Stile von Julee Cruise und Angelo Badalamenti. Textlich kreist man um große Themen: Suicide, D.R.U.G.S., Wine, Boys Who Rape (Should Be Destroyed).

Link:
www.theraveonettes.com

 

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Jay-Z: "The Blueprint 3" (Atlantic)

Die große künstlerische Zeit ist zwar vorbei. Während sich Gattin Beyoncè aber gerade für die Amtseinweihung von Barack Obama eine neue Nase oder Kniekehle schneidern ließ, war dem alten Krösus des HipHop zu Hause ein bisschen langweilig und er spielte mit FreundInnen wie Pharrell, Rihanna, Kanye West, Alicia Keys oder auch dem australischen Pop-Irren Luke Steele von Empire Of The Sun nebenbei wieder einmal eine richtig fette Millionendollar-Produktionskosten-Sause mit eiernden und jammernden Beschwerde-Raps und Samples zwischen Latino-Rock, Psychedelia und seinem alten Markenzeichen ein, gut verhallte Zweifingerklaviermelodien. Tolle Sache. Und: gangsterfreie Zone!

Link:
www-jay-z.com

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The Hidden Cameras: "Origin: Orphan" (Arts & Crafts/Trost)

Joel Gibb und seine drei Handvoll Mitstreiter geben nicht auf. Immerhin muss die Welt mit himmelhochjauchzendem Pop und wunderbaren Chören versorgt werden. Die Beach Boys auf schwul, Arcade Fire ohne Gott. Das ist doch was!

Link:
www.thehiddencameras.com

(Christian Schachinger, derStandard.at,12.10.2009)

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