New York/Wien - Nach knapp 41 Jahren hat Luis Armando Peña S. kapituliert. Am Sonntag hat er sich am John-F.-Kennedy-Flughafen den Behörden gestellt. S. machte somit genau dort seiner Flucht vor dem FBI ein Ende, wo alles begann: Am 24. November 1968 startete von dem New Yorker Flughafen der Pan-America-Flug der Nummer 281 nach Puerto Rico - S. soll die Maschine mithilfe dreier Komplizen entführt haben.

Der heute 66-Jährige war laut Zeitungsberichten der vom FBI am längsten gesuchte Flüchtende. Warum er sich ausgerechnet jetzt und nach so langer Zeit den Behörden stellte, war nicht näher bekannt. Laut Washington Post sagte Joseph Demarest, stellvertretende Einsatzleiter des FBI: "Er wollte das hinter sich bringen." S. habe Behördenvertretern kürzlich angekündigt, er werde nach Hause kommen und sich der Sache stellen. Am Sonntag soll S. genau das am Flughafen getan haben, nachdem er dort aus einem Flugzeug aus Kuba gestiegen war. Er soll bereits unter Bewachung diplomatischer Beamter nach New York geflogen sein. Für Montag war S.' Einvernahme geplant.

"Verspätete Gerechtigkeit"

Für Demarest ist der Fall ein Beispiel dafür, dass "verspätete Gerechtigkeit nicht verweigerte Gerechtigkeit" bedeute. "Luis Armando Peña S. wird sich endlich dem amerikanischen Rechtssystem stellen, dem er so lange aus dem Weg gegangen ist", erklärte Preet Bharara, Staatsanwalt von Manhattan. "Laut Anklage hat er dutzende Passagiere terrorisiert, als er und seine Komplizen mit Pistolen und Messern den Pan-American-Flug 281 entführten."

S. wird vorgeworfen, bei eben diesem Flug mit zwei Komplizen ins Cockpit gestürmt zu sein und von der Crew verlangt zu haben, nach Havana zu fliegen. Mit den drei Männern ging auch eine Komplizin an Bord, die mehrere Waffen und Munition in einer Windeltasche versteckt hatte. Zwei der Entführer waren bereits in den 70er- Jahren in einem New Yorker Gericht zu zwölf beziehungsweise 15 Jahren Haft verurteilt worden.

S. soll sich unterdessen die ganze Zeit über in Kuba aufgehalten haben. Was er dort gemacht und wie er gelebt hat, wurde zunächst nicht bekannt. Auch die Frage, ob es seiner Familie jemals gelungen war, zu ihm zu kommen, blieb vorerst unbeantwortet. Es wäre für seine Frau und seine Kinder, die US-Amerikaner sind, "schwierig, aber nicht unmöglich" gewesen, nach Havana zu gelangen, lautete die Einschätzung der Washington Post. Nach Einschätzungen des FBIs hielt sich S.' Familie in Florida oder Puerto Rico auf. (Gudrun Springer/DER STANDARD-Printausgabe, 13.10.2009)