Gerfried Sperl (Hg.): "Phoenix", Nr. 0, Oktober 2009, 6 Euro.

Der Chef der rechten "Heimatpartei" mit intensiven Kontakten nach Osteuropa fliegt nächtens aus einem Auto - tot. Die Gerichtsmedizin stellt "einskommaachtirgendwas" Promille Alkohol im Blut fest; dass er "kurz vor seinem Tod noch GV gehabt haben muss. Und zwar einen warmen."

"Phoenix", die neue Zeitschrift des langjährigen STANDARD-Chefredakteurs Gerfried Sperl, soll stets mit einem politischen Kurzkrimi "oder einer politischen Fiktion" enden. Ihre soeben erschienene, im Handel erhältliche Nullnummer beschließt André Iglers "Eine saubere Sache", ein Destillat seines neuen Buches "Eine schöne Schweinerei", über den Tod eines österreichischen Rechtspopulisten um die 50. Der kommt uns natürlich bekannt vor, auch wenn Iglers "Franz Vlk" einem Herzinfarkt erlegen ist, ihn andere tot aus dem Auto werfen, in den Wiener Prater.

Kärntner Lover

"Medien müssen aufklären und den politischen Betrieb aufmerksam begleiten", sagt Walter Mayer in derselben Ausgabe. Mayer kommt aus Salzburg, er führt seit 2008 das deutsche Massenblatt "Bild am Sonntag" und hört den Begriff Boulevardzeitung ziemlich ungern. Seine Kollegen von der täglichen Bild sind ihrer aufklärerischen Rolle gerade in mehrerlei Hinsicht nachgekommen, mit ihrem großen Interview mit dem, nach dessen Angaben, Kärntner Lover eines anderen, nun toten österreichischen Rechtspopulisten über ihre letzten gemeinsamen Stunden.

Davon spricht Mayer nicht, wenn er im Phoenix-Gespräch über Medien sagt: "Fehler kommen natürlich vor. Grundsätzlich sind die Standards in Deutschland sehr hoch. Jedes Interview wird autorisiert, Täter geblendet (er meint wohl: unkenntlich gemacht; Anm.), Opfer geschützt, Fakten geprüft, Zeilen nicht übergeigt. So sollte es zumindest sein, und so ist es meist ja auch." Die Bild-Familie ist bekannt für dezente, "nicht über-geigte" Schlagzeilen.

Populismus der Politik, Populismus der Medien: Herausgeber Gerfried Sperl beginnt sein Heft mit einem großen europäischen Überblick zum Thema: "Populismus als Wut, Show und als Verlockung". Von Berlusconi bis Lafontaine bis Dichand und Strache schaut er - und erkennt bei allen Gemeinsamkeiten deutliche Unterschiede zwischen populistischen Parteien und Medien. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 12.10.2009)