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Soldaten verhaften ein Kartell-Mitglied nach einer Schießerei in Guadalajara.

Foto: AP/Jasso

Mexiko-Stadt - Im Norden von Mexiko haben Drogenbanden den Leiter einer Menschenrechtsorganisation brutal ermordet. Wie die Staatsanwaltschaft am Wochenende mitteilte, wurde der 66-jährige Paz Rodríguez Ortiz von Kugeln durchsiebt, als er am Tag zuvor mit seinem Auto in Nuevo Casas Grandes im Bundesstaat Chihuahua unterwegs war.

Seine Frau, die ebenfalls im Wagen saß, blieb unverletzt. Rodríguez Ortiz leitete eine örtliche Organisation, die Angehörige von Entführungsopfern unterstützt. Der Menschenrechts-Aktivist hatte 2008 bereits einen Sohn bei einem Attentat verloren und erhielt seit einiger Zeit Morddrohungen.

Durch die Kämpfe rivalisierender Drogenkartelle in Nordmexiko sind heuer nach einer Aufstellung der Zeitung El Universal 5637 Menschen ums Leben gekommen. 2008 starben nach Angaben der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft insgesamt 6290 Menschen. Der Kampf der Drogenbosse in Mexiko eskaliert immer mehr. Die Banden streiten um die lukrativsten Schmuggelwege in die USA - Menschenleben zählen dabei nichts. Bei einem Blutbad in einer Entzugsklinik in der als "Drogenhochburg" bekannten Stadt Ciudad Juarez wurden im September zehn Menschen getötet.

Der am schwersten betroffene Bundesstaat ist Chihuahua im Norden, an der Grenze zu den USA, wo bereits mehr als 2400 Menschen der alltäglichen Gewalt der Drogenbanden zum Opfer fielen. Der Drogenmafia werden rund 14.000 Morde seit Amtsantritt des konservativen Präsidenten Felipe Calderón Ende 2006 angelastet. Im Zuge ihrer Offensive gegen das Organisierte Verbrechen hat die mexikanische Regierung 50.000 Soldaten an mehrere Brennpunkte des Landes entsandt.

Laut Zeitungsberichten sind allein am vergangenen Samstag in ganz Mexiko insgesamt 48 Menschen getötet worden. In der Grenzstadt Tijuana entdeckte die Polizei die Leiche eines hohen Funktionärs der Regierung des Staates Baja California. Die Mörder hatten den Toten an einer Brücke aufgehängt, nachdem sie ihn zuvor gefoltert hatten.

So schlimm ist mittlerweile die Lage, dass auch Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú kürzlich die Mexikaner aufrief, sich einer "Kultur der Angst" zu widersetzen und sich nicht von Drogenbanden einschüchtern zu lassen. (APA, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 12.10.2009)