Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/Mello

Das Böse brachte ihm zunächst nur Gutes: Wallace Souza wurde im brasilianischen Bundesstaat Amazonas als Moderator einer Sendung über Gewalttaten berühmt. "Canal Livre" handelte von Verbrechen in und um die Stadt Manaus. Doch die Grenzen zwischen Gut und Böse vermischten sich rasch: Seit August 2008 steht Souza unter Verdacht, selbst schwere Delikte begangen zu haben. Ein Richter ordnete dieser Tage seine Sicherheitsverwahrung an. Souza flüchtete, am Freitag stellte sich der 51-Jährige schließlich der Polizei.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Moderator und Politiker schneller als die Polizei war. In "Canal Livre", die sich als "investigative Sendung gegen Kriminalität und soziale Ungerechtigkeit" versteht, trafen Souzas Kameraleute oft vor den Beamten am Tatort ein. Die Show, die der Mann mit dem buschigen braunen Haar von 1989 bis 2008 moderierte, hatte die höchsten Einschaltquoten in der 1,7-Millionen-Einwohner-Stadt. Jetzt ist sie vom Programm gestrichen. Es besteht der Verdacht, dass Souza auf dem Weg zum Quotenhit über Leichen ging.

In fünf Fällen sollen Souza oder sein Sohn direkt den Auftrag zum Mord gegeben haben. Bei den Opfern soll es sich um Rivalen im Drogengeschäft gehandelt haben. Sie wurden erschossen, alle fünf Verbrechen in der Sendung gezeigt. Souza wird auch des Drogenhandels, des illegalen Waffenbesitzes und der Gründung einer kriminellen Vereinigung verdächtigt. Der Beschuldigte weist alle Vorwürfe zurück. "Die Untersuchungen sind politisch motiviert - aufgrund seiner Popularität" , sagte seine Pressesprecherin.

Während 16 Personen, darunter auch der Sohn des Moderators, festgenommen wurden, blieb Souza auf freiem Fuß. Denn der zunächst für die Liberalen politisch aktive ist seit 2000 Abgeordneter der Progressiven Partei (PP) im Parlament von Amazonas. Das verschaffte ihm Immunität.

Souza hatte nicht immer Berührungsängste mit der Polizei: Am 12. August 1958 in Manaus geboren, besuchte er mehrere Colleges, etwa in São Paulo, um 1979 in seiner Heimatstadt den Polizeidienst anzutreten. Der vierfache Familienvater sollte dort aber nicht die Karriere machen, die er sich vorgestellt hatte: Medien berichten, er sei 1987 wegen Betrügereien aus dem Polizeidienst entlassen worden.

Souza selbst hat sich immer als Kämpfer gegen Kriminalität und Drogenhandel dargestellt. In seiner Sendung soll er über eine große Welle der Gewalt gesprochen und mit ernster Miene festgestellt haben: "Heutzutage tötet jeder."

 (Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2009)