Vor allem die Mathematik und ihre Wege, dem Wahrscheinlichem näherzukommen. Und Gott. Und die Frage, was die beiden miteinander zu tun haben.

Es mag abseitig scheinen, heute kritisch-satirische Betrachtungen über Mathematik zu veröffentlichen, wie das Hans Magnus Enzensberger mit Fortuna und Kalkül getan hat. Doch der kleine Band versteht es, den Größenwahn der Wissenschaft als Werkzeug und in ihrem Welterklärungsanspruch zurechtzustutzen. Spätestens im Kapitel über ihre in der Finanzkrise spektakulär erwiesene Unfähigkeit zeigt sich, dass genug Anlass da ist. Kein Wunder, dass der Autor beispielsweise für eine Philosophin plädiert, Elena Esposito, die Prognosen, die auf Wahrscheinlichkeitsmodellen basieren, grundsätzlich für Fiktion hält. Enzensberger Rundgang durch den Kuriositätenwald der Mathematik besucht außerdem die Monte-Carlo-Methode, mit der schon die erste Wasserstoffbombe gezündet wurde (hätte schiefgehen können), erklärt, wie man optimale Ehepartner findet (per Eulerscher Zahl) und erinnert an Leopold Kronecker, für den die ganzen Zahlen von Gott gemacht waren (der Rest ist menschlich). Apropos: Sagt uns Mathematik etwas über Gott? Trotz Kurt Gödel, der einen Gottesbeweis formulierte, ist man heute gegen diesen Glauben. Mit Erret Bishop: "Wenn Gott über eine eigene Mathematik verfügt, so soll er sie gefälligst selber betreiben." (Alois Pumhösel, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 10./11.09.2009)