This Immortal Coil: "The Dark Age Of Love"
Hier muss man aufpassen: Weder These Immortal Souls noch This Mortal Coil sind hier am Werk, auch wenn zumindest die Namensgebung mit beiden kokettiert. Und mit "The Dark Age Of Love" ist natürlich auch der Titel in Erbfolge der britischen Supergroup zu lesen, die am Label 4AD einst entrückt schöne Coveralben veröffentlichte. Fragen Sie das Gruftie ihres Vertrauens. This Immortal Coil ist ein Project mit Namen wie Bonnie "Prince" Billy, Yann Tiersen oder Matt Elliott, das ebenfalls dunkelgraue Balladen produziert und durch die Tränentäler des Daseins marschiert. Schön. (Hoanzl)

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Mount Eerie: "Wind's Poem"
Novemberplatte wird am Ende des Textes stehen. Müssen. Herrliche Geisterhausmusik für die sich eintrübenden Tage, den ersten Frost und die Einsamkeit am Land spielen Mount Eeerie auf ihrem auch schon vierten Album. Das passt zur Herkunft aus Amerika links oben im Eck, aus dem ländlichen Washington. Zwischen Lärm und kargen Studien ist hier alles höchst anrührend aufgesetzt, darum: Novemberplatte. (Tomlab/Trost)

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Timber Timbre: "Same"
Während bei Mount Eerie der kalte Wind pfeift, ist hier hübsch warm eingeheizt, und Taylor Kirk, der Mann hinter TT - und von über der Grenze aus Toronto stammend -, baut sympathische Low-Fi-Songs, die mit hübschen Popmelodien veredelt werden. Er selbst nennt das Gothic Rockabilly Blues, wobei das nicht immer nachvollziehbar ist, aber als Reizwort funktioniert - wie man sieht. (Arts & Kraft/Trost)

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The Black Heart Procession: "Six"
Auch in der ewigen Bestenliste der Novemberplatten sind die Jungs von der Black Heart Procession, die ausgerechnet aus dem sonnigen San Diego stammen. Dass man von dort kommend so herrlich Todesmoll spielen kann ... Auf "Six" vermitteln ein paar bohrende Pianoballaden exakt das Gefühl der Novembereintrübung, während der Rest des sehr guten Albums ungewohnt lebendig ausgefallen ist. Wenn Tom Waits einmal eine Begleitband sucht - die BHP wäre perfekt! (Temporary/Trost)

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Midnight Choir: "Amsterdam Stranded"
Zehn Jahre nach seinem Erscheinen wurde nun eines der besten Balladenalben aller Zeiten neu und um ein zweites Album mit unveröffentlichtem Material erweitert aufgelegt. Wobei die zehn Songs, diese zehn Meisterwerke, die beängstigend schönen Wunder von "Amsterdam Stranded" des norwegischen Midnight Choir um den Ausnahmesänegr Paal Flaata immer noch die Sensation sind. Das Bonusmaterial ist auch schön, fällt aber etwas ab. Egal. Produziert von Chris Eckman, dem deshalb alle Jack-Wolfskin-Songs seiner Band Walkabouts verziehen seien, ist "Amsterdam Stranded" ein atmosphärisches Meisterwerk, und Songs wie "Muddy Rivers of Loneliness", "Mercy Of Maria" oder der Opener, das achtminütige "Harbor Hope", gehen rein wie das warme Messer von Mark Hollis (Talk Talk) in die Butter von Stuart Staples (Tindersticks). GÖTTLICH! Gehört in jede Plattensammlung und ist nun erstmals als Vinylpressung, als Doppelalbum im Gatefoldcover, erhältlich. Man fragt sich, wie man je ohne dieses Album leben konnte? (Glitterhouse/Hoanzl)

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Swell: "Whenever You're Ready"
Das fraglos beste von vielen guten Swell-Alben ist das seinem herrlich resingantiv-euphorischen Slacker-Duktus 2003 veröffentlichte "Whenever You're Ready". In einer gerechten Welt wären Swell mindest so groß wie die artverwandten Pavement geworden, aber David Freel stieg leider schon der mäßige Erfolg seiner Band in den 90ern zu Kopf. Dieses Album hier durchweht die Sehnsucht all derer, die in den USA je von Ost nach West gereist sind, und die das Gefühl kennen, angekommen zu sein, drüben, am Pazifik, günstigerweise in San Francisco, wo Swell wie zufällig auch leben. Eines der schönsten Slacker-Rockalben aller Zeiten! (Beggars Banquet)

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Lay Low: "Farewell Good Night's Sleep"
Lay Low ist der Alias der Isländerin Lovísa Elísabet Sigrúnardóttir, die als solchermaßen anonymisiertes Etwas prächtig verhallten Country-Rock spielt, wie man ihn seit Tarnation nicht mehr gehört hat - wem diese Band aus San Fran noch etwas sagt. Wie Paula Frazer auf "Gentle Creatures" (ca. 1996) damals, steht Lay Low offen zu ihrer Ennio-Morricone-Verehrung, die hier als elegantes Stilmittel und einem punktgenau eingesetzten Reduktionismus auffällt. Ein Album wie aus einem Guss. (Cargo/Hoanzl)

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Kings Of Convenience: "Declaration of Independence"
Das norwegische Duo, das einst mit der Behauptung "Quiet Is The New Loud" antrat, bleibt sich auch hier selbst treu und bietet als Simon & Garfunkel 2.0 seinen hübschen, reduzierten Schonkost-Folk. Damit lässt sich gut durchs Laub stapfen, das begleitet hübsch das offene Feuer im Kamin, passt zu Maroni und Glühwein, ist sehr nett und sehr harmlos. Auch dafür muss Zeit sein. (EMI)

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Grand Archives: "Keep In Mind Frankenstein"
Das Flanellhemd erlebt ja nicht nur wegen des anstehenden 20. Jubiläums des ersten Nirvana-Albums eine kleine Renaissance. Mit Bands wie den Fleet Foxes, Iron & Wine oder hier Grand Archives gibt es seit einigen Jahren wieder verstärkt Vertreter der US-amerikanischen Waldarbeitermode, Bart inklusive. Mat Brooke gibt hier den Archivar einer Musik, die in den späten 1960ern erfunden wurde, Country-Rock, den er mit folkischer Behutsamkeit vorträgt. Einnehmend, ein wenig verwischt, darin ziemlich souverän. Eine perfekte Herbstplatte für alle Jahreszeiten. (Sub Pop/Trost)

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Early Day Miners: "The Treatment"
Auch immer ein wenig betreten erscheinen die aus Indiana stammenden Early Day Miners, die auf ihrem neuen Abum "The Treatment" wieder viel Energie für die Behübschung ihrer Songs aufbringen. Das lohnt sich einmal mehr und mündet in teils prächtig-euphorischen Gitarrenrock, der nie ins kraftlackelige umschlägt, sondern auch mit Volldampf noch behutsam und empfindsam wirkt. Gute Band, immer schon! (Secretly Canadian/Trost)

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