Nach der "Goldenen Himbeere" die "Verkehrshimbeere": Nicht nur im Film-, sondern auch im Verkehrsbereich sollen Fehlleistungen künftig prämiert werden.

Foto: www.plattmobil.org

Wien - Ob plötzlich endende Radwege, schmale Gehsteige oder zu kurze Ampelphasen und Umwege für Fußgänger. An ärgerlichen Barrieren und Verkehrshindernissen herrscht im täglichen Leben kein Mangel. Darauf aufmerksam machen und im Idealfall auch zur Beseitigung beitragen will ein neuer Verkehrspreis, die "Verkehrshimbeere". "Es gibt viele Auszeichnungen für herausragende Leistungen im Verkehrswesen aber nach wie vor viele Schwachstellen. Solche Worst-Case-Beispiele wollen wir zur Abschreckung hervorheben", erklärt Tadej Brezina, Obmann der "Plattform für nachhaltige Mobilität", kurz "PlattMobil", gegenüber derStandard.at.

Bis 9. November können Vorschläge eingereicht werden, bestehende Negativ-Beispiele ebenso wie fragwürdige aktuelle Planungen, Ideen und Konzepte. Brezina nennt in diesem Zusammenhang auch die in Niederösterreich beschlossene Fahrrad-Helmpflicht für Kinder. "Wir wollen die Einreichungen nicht einschränken, Verkehrshindernisse gibt es auf den unterschiedlichsten Ebenen, bis zu den kleinsten Dingen im Alltag", so Brezina. Zwar besteht eine geografische Eingrenzung auf Österreich bzw. Europa, sollte es überzeugende Beispiele von außerhalb geben, erwägt der Verein einen Sonderpreis zu vergeben.

Einsendungen bleiben anonym

Verliehen wird kein materieller Preis, sondern "lediglich die moralische Last, dass eine Änderung unbedingt notwendig ist", heißt es in der "Charta der Verkehrshimbeere". "Wobei wir uns bewusst sind, dass wir nur ein Wassertropfen auf dem heißen Stein sind", so Brezina. Benachteiligungen brauchen die Einsender von Negativbeispielen nicht befürchten. Zwar wird der Sieger samt Jurybegründung unter anderem auf der Website von "PlattMobil" bekannt gegeben, allerdings anonym, außer wenn der Prämierte dezidiert genannt werden will.

Studenten und Absolventen der TU Wien im Verkehrsbereich haben "PlattMobil" Anfang 2007 zum Kontakt-, Meinungs- und Wissensaustausch in Sachen nachhaltiger Mobilität gegründet. Der Name des nun ins Leben gerufenen Verkehrspreises ist an die "Goldene Himbeere" angelehnt, mit der alljährlich die schlechtesten Produkte der Filmindustrie prämiert werden. Geht es nach "PlattMobil" soll auch die "Verkehrshimbeere" zu einer jährlichen Einrichtung werden, mit dem Unterschied, dass manche Verkehrshindernisse im Unterschied zu verunglückten schauspielerischen Leistungen in Filmen im Nachhinein zum Besseren verändert werden können. (glicka, derStandard.at, 13. Oktober 2009)