"Wenn der Herrgott ned will, nutzt des gar nix", heißt es so schön in einem Wienerlied. Wie es um das Wohlgefallen des Herrgotts in diesem Fall bestellt ist, bleibt unklar. Jedenfalls holten die Verantwortlichen in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten heuer die 10. Kirchen-Messe "Gloria" aus Dornbirn in ihre Stadt, die am Donnerstag mit gut 100 Ausstellern ihre Pforten öffnete. Die Besucher werden hier mit offenen Armen empfangen - von einer lebensgroßen Jesus-Statue. Und das Wort "Messe" wird hier in seiner weltlichen, kommerziellen Bedeutung verwendet.

Foto: derStandard.at/Rom

Das Ganze ist eben nicht nur ein "Treffpunkt für Pfarrer, Ordensleute, MesnerInnen, Pfarrkirchen- und Pfarrgemeinderäte sowie christlich Interessierte", wie es im Folder heißt. Es geht natürlich auch ums Geschäft. Neben evangelischen, katholischen und altkatholischen Institutionen und Organisationen warten verschiedenste Gewerbe-Betriebe auf ihre Kunden. Mit der Eintrittskarte zur Messehalle gelangt man also in die Welt der Rosenkränze und Lautsprecher, der Kirchenbänke und Krippen, der Messweine und Monstranzen. Wertschöpfung aus allem, was Kirchen und Klöster so brauchen.

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Glocken, zum Beispiel. Der Preis dafür wird in Kilogramm abgerechnet, erklärt ein Glockengießer aus dem bayrischen Passau, für eine kleine Glocke mit ungefähr 500 Kilo sind um die 2.000 Euro fällig. Je größer, desto günstiger wird der Kilo-Preis fürs Kupfer angesetzt - der Rest ist "Verhandlungssache". Ist der modernste Stand der Läutanlage derzeit die Magnetschwebetechnik, gebe es aber immer noch Pfarrer, die auf eine Glocke mit Kordel bestehen.

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Sakrale Kunst, auch etwas, woran man nicht vorbei kommt. Helga Stuckenberger schnitzt gerade an einer Statue von Bruder Konrad von Parzham anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums seiner Heiligsprechung. Frauen im Schnitzgewerbe seien heute nicht mehr ungewöhnlich, erklärt sie. Für die cirka 50 Zentimeter hohe Figur braucht die Holzbildhauermeisterin aus Oberammergau ungefähr eine Woche, hier macht sie es nur zu Demonstrationszwecken. Und: "Der Konrad ist noch zu haben."

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Aber auch Profaneres findet sich auf der Gloria: Putzutensilien, Wischmops und ellenlange Teleskop-Stangen, damit auch der letzte Winkel in den hohen Räumen sauber wird. Die Angebote dürften - zumindest nach der Menge der Standbesucher - ein Renner sein. Schädlingsbekämpfung hingegen dürfte die Besucher der Messe weniger interessieren, die Standbetreuerin steht eher einsam vor der Zeigetafel über Holzschädlinge.

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Dafür ist die Sitzbeheizung für Kirchenbänke mit dem klingenden Namen "Thermoplush" ein "Segen für alle Kirchen und Gotteshäuser", so zumindest der Slogan.

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Auch Kirchenleute brauchen was zum Anziehen. Auf Kleiderständern drängen sich rote, violette und grüne Talare, mit und ohne Stickerei. Die dazupassende Stola hängt gleich daneben. Ab cirka 500 Euro ist man dabei, die Gewänder werden natürlich maßangefertigt. Und bei den Stickereien wird dem christlichen Herz jeder Wunsch erfüllt.

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Nach Kerzenspezialisten muss der geneigte Besucher nicht lange suchen. Von der Taufkerze, zur Hochzeits-Kerze, zur Grabkerze bis hin zum kleinen und größeren Opferlicht. Die früher ausschließlich gebräuchlichen Einweg-Plastik-Opferlichter sind auch nicht mehr der letzte Schrei, erklärt ein Kerzenhersteller aus Oberösterreich. "Wir verkaufen zum Großteil die wieder verwertbaren Glaslichter." Ist die Kerze ausgebrannt, kommt der Glashalter zurück zum Unternehmen und wird wiederbefüllt. Eine Kerze kostet mit Glas 30 Cent, das Wiederbefüllen nur 17 Cent, die Mindestabnahmemenge sind 200 Stück, so der Oberösterreicher.

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Selbst das Bankhaus Schelhammer & Schattera ist auf der Gloria vertreten und wirbt für seine Ethik-Fonds. Ethisches Investment - ein Schlagwort, das gerade in der Wirtschaftkrise wieder in das Zentrum der Diskussion getreten ist - gehört zum Tagesgeschäft der Bank, die im Besitz von Institutionen der katholischen Kirche Österreichs ist.

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Nächstes Jahr werden Besucher wieder in Dornbirn zur "Gloria" gebeten. Ob die heurige Zusage der niederösterreichischen Entscheidungsträger zum Veranstaltungsort St. Pölten etwas mit dem Auftritt der "Faithless Allstars" vom vergangenen Juli im Veranstaltungszentrum VAZ zu tun hat, ist ungewiss. (Daniela Rom, derStandard.at, 8.10.2009)

http://www.messedornbirn.at/gloria/

Die Kirchen-Messe "Gloria" läuft noch bis 10. Oktober 2009 im VAZ St. Pölten.

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