Mickey Rourkes mit offenem Herzen absolviertes Comeback in Darren Aronofskys The Wrestler hat glücklicherweise Langzeitwirkung. Erstens ist der unangepasste Star wieder gut im Geschäft und dreht derzeit mit US-Regisseur Walter Hill einen neuen Thriller (St. Vincent) und mit Sylvester Stallone den Actionreißer The Expendables. Zweitens kommen nun auch jene früheren Filme Rourkes aus den 80er- und 90er-Jahren zurück auf den DVD-Markt, auf die man schon geraume Zeit warten musste.

Zu einer dieser kostbaren Raritäten zählt zweifellos Barbet Schroeders Barfly aus dem Jahr 1987, in dem Rourke den existenzialistischen Gassenpoeten Charles Bukowski mit hinreißender Verve verkörpert. Die Schultern pfauenhaft nach hinten gezogen, das fettige Haar gescheitelt, im Gesicht ein unbezwingbares Lächeln, sitzt er als Henry seine Tage und Nächte in schmuddeligen Bars wie dem Golden Horn ab, wo ihn nur eine gelegentliche Schlägerei mit dem hitzköpfigen Eddie (Frank Stallone) vom Trinken abhalten kann.

Der französisch-schweizerische Regisseur Schroeder, der Bukowski gut kannte - als schönes Extra finden sich auf einer Zusatz-DVD auch Ausschnitte seiner Kurzinterviews mit dem Literaten, The Charles Bukowski Tapes -, versucht sich erst gar nicht in einer naturalistischen Nachstellung, sondern interpretiert das Dasein des schreibenden Säufers mit einer rauen Romantisierung, der durch komische Phrasierungen jede falsche Schwere genommen wird.

Henry hat immer den richtigen Spruch auf den Lippen, nur ums Dichten geht es nur ganz am Rande. Umso mehr um das Bekenntnis zu einem Leben außerhalb des Neun-Stunden-Takts sowie um die Unwägbarkeiten der Liebe, wenn der Poet Wanda (Faye Dunaway), seiner "Göttin in Not", begegnet - und die beiden ihren Durst eine Zeit lang gemeinsam stillen. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.10.2009)