Der US-amerikanische Physiker John Hunter hat ein Modell eines gigantischen Luftgewehrs vorgestellt, dass Frachtgut ins Weltall abschießen soll und zu drastischen Kosteneinsparungen auf diesem Gebiet führen könnte. Das Modell sieht einen 1,1 Kilometer langen Gewehrlauf vor und soll Nutzlasten mit einem Gewicht von bis zu 450 Kilogramm mit sechs Kilometern Geschwindigkeit pro Sekunde ins All befördern. Das Design für die neuartige Beförderungsart hat der tollkühne Physiker vergangene Woche am Space Investment Summit in Boston vorgestellt. Zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftern soll das Unternehmen "Quicklaunch" in die Tat umgesetzt werden.

47 Meter

Das Gerät basiert auf einer früheren Erfindung Hunters aus den 90er Jahren. Das Gewehr hatte damals einen Lauf von mehr als 47 Metern Länge und verwendete komprimiertes Wasserstoffgas, um die einige Kilogramm schweren Projektile mit einer Geschwindigkeit von bis zu drei Kilometern pro Sekunde abzufeuern. Die Idee hinter Hunters riesigem Gewehr weckt Erinnerungen an den französischen Schriftsteller Jules Verne, der im 19. Jahrhundert in seinem Roman "Von der Erde zum Mond" darüber philosophierte, Menschen mithilfe einer gigantischen Waffe ins Weltall zu schießen.

Transport von Raketentreibstoff

Die Beschleunigungskräfte, die das Mega-Luftgewehr auslösen würde, wäre für Menschen und herkömmliche Satelliten allerdings tödlich. Das Gewehr könnte jedoch zum stabilen Transport von Raketentreibstoff verwendet werden und zum Beispiel die Internationale Raumstation (ISS) zu günstigeren Kosten mit Treibstoff versorgen, so Hunter. Auch künftige bemannte Mars-Missionen könnten beliefert werden. Um das Gewehr zu bauen, sind laut dem Wissenschafter 500 Mio. Dollar notwendig. Die Kosten, um es abzufeuern, wären jedoch bis zu zehnmal günstiger als derzeitige Antriebskonzepte.

"Versuche für alternative Antriebskonzepte in der Raumfahrt gab es bereits einige. Ein Ansatz etwa war, eine Trägerrakete in Höhe von zehn bis 15 Kilometern von einem herkömmlichen Flugzeug abzuklinken. Die Nutzlast lag hierbei allerdings nur bei 150 Kilogramm", berichtet Andreas Schütz, Raumfahrt-Spezialist vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf Nachfrage von pressetext. Allen diesen Bemühungen ist jedoch gemein, dass sie sich bisher nicht durchsetzen konnten, senkrecht startende Raketen seien nach wie vor das Haupttransportmittel in der Raumfahrt, berichtet Schütz.

Keine Atmosphäre

Für Franklin Chang-Diaz, einem ehemaligen Astronaut und Physiker der Ad Astra Rocket Company, würde das "Jules-Verne-Konzept" auf dem Mond sinnvoller sein, da dort keine Atmosphäre vorhanden ist. Hunter ist dies zwar bewusst, durch die spitze Form des Projektils wäre der Widerstand beim Durchqueren der Erdatmosphäre allerdings gering, sagt er. Das Geschoss könnte die Erdatmosphäre demnach in 100 Sekunden passieren und würde mithilfe einer robusten Außenschicht nicht verglühen.(pte)