Wien - Eine umfassende Integrationspolitik müsse auch die homosexuelle Community umfassen, meinen die Wiener Grünen, die aus diesem Grund eine mehrsprachige Kampagne gestartet haben, die in den verschiedenen MigrantInnengruppen Aufklärung über Homosexualität leisten will.

Türkisch-deutsches Exemplar am beliebtesten

In gedruckter Form liegen Broschüren in jeweils Deutsch und Türkisch, Serbokroatisch, Polnisch, Arabisch und in Englisch/Französisch vor. "Die Hefteln gehen weg wie warme Semmeln", zog Gemeinderat Marco Schreuder am Donnerstag eine erste Zwischenbilanz. Am beliebtesten sei das deutsch-türkische Exemplar.

Auf der Internetseite zum Projekt "Homo:Hetero" sind weitere Sprachen wie Hebräisch oder Farsi abrufbar. Beantwortet werden dabei einfache Fragen, die in der Mehrheitsgesellschaft oftmals nicht mehr diskutiert würden, so Schreuder. Das Spektrum reicht von "Ist Homosexualität eine Krankheit?" über "Wie bekommt man Aids?" bis hin zu "Was sagt Gott dazu?". 

MigrantInnen nicht mitbedacht

Das bisherige Feedback zeige, dass das Bedürfnis junger MigrantInnen nach Information über Homo- und Transsexualität äußerst groß sei. So habe man bei der lesBiSchwulen Emanzipation oftmals das migrantische Drittel der Bevölkerung nicht mitbedacht, konstatierte Schreuder retrospektiv. 

"Kritische Politik"

Am Beispiel von "Homo:Hetero" zeige sich konkret, dass die Grünen nicht die Probleme einer multikulturellen Gesellschaft negieren würden, pflichtete Klubchefin Maria Vassilakou bei: "Wenn es um Anti-Diskriminierungspolitik geht, muss es immer eine kritische sein." Und nicht in allen Communitys sei das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben so verankert wie in der westlichen, was auch auf den Coming-out-Prozess von Jugendlichen Einfluss habe: "Es macht schon einen erheblichen Unterschied, woher die Eltern kommen, wie darauf reagiert wird."

Deshalb müsse das Beratungsangebot in Jugendzentren und bei der außerschulischen Betreuung ausgebaut werden, so die grüne Forderung an die Stadt. Auch solle es bei den betreuten Jugendwohngemeinschaften jene geben, die dezidiert homosexuellen Jugendlichen offenstehen. Besonders jene aus MigrantInnenfamilien bräuchten einen "sicheren Hafen". Sollte sich die Stadt beim Projekt "Homo:Hetero" beteiligen wollen, seien die Grünen für jede Zusammenarbeit offen. (APA)