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Grafik: APA

Wien - Keine guten Nachrichten bringt das jährliche "Times Higher Education World University Ranking" für die österreichischen Unis. Die als einzige heimische Hochschule noch in den Top 200 vertretene Universität Wien ist vom 115. auf den 132. Platz zurückgefallen. Besonders schlecht hat sie erneut beim zahlenmäßigen Betreuungsverhältnis abgeschnitten. Beste Universität im Ranking ist wie im Vorjahr die Harvard University, auf dem Vormarsch befinden sich laut Studienautoren die asiatischen Unis.

10.000 Wissenschafter bewerten

Für die Rangliste wurden sechs verschieden gewichtete Kriterien berücksichtigt: Hauptfaktor ist eine Bewertung von rund 10.000 Wissenschaftern aus aller Welt, welche die besten Unis in ihrem jeweiligen Fachgebiet genannt haben ("Academic Peer Review"). Weitere Kriterien sind die Bewertung durch Arbeitgeber, das Zahlenverhältnis zwischen Beschäftigten und Studenten, die Relation von wissenschaftlichen Zitaten zur Zahl der Beschäftigten sowie der Prozentsatz ausländischer Forscher und Studenten. Top-Wert in jeder Kategorie sind 100 Punkte. Während die Uni Wien etwa bei der "Peer Review"-Bewertung respektable 86 Punkte erreichte, kam sie beim Betreuungsverhältnis nur auf 13 Punkte.

Unter den Top zehn der Rangliste zeigt sich nach wie vor die Dominanz US-amerikanischer und britischer Hochschulen: Die Harvard University (USA) verteidigte Platz eins erfolgreich, dahinter tauschten die University of Cambridge (Platz zwei) und die Yale University (USA/drei) die Plätze. Rang vier sowie der ex aequo vergebene fünfte Platz gingen mit dem University College London, dem Imperial College London und der University of Oxford an Großbritannien. Auf den Plätzen sieben bis 16 finden sich wieder ausschließlich US-Unis. Die beste kontinentaleuropäische Uni ist erneut die ETH Zürich auf Platz 20, gefolgt von der Ecole normale superieure in Paris (28) und der Ecole polytechnique bei Paris (36).

Asien rückt vor

Dahinter zeigt sich aber ein deutlicher Vormarsch der asiatischen Unis (bester Platz: University of Tokio auf Rang 22), während einige US-Hochschulen aus den Top 200 flogen. Ebenfalls auffällig: Die meisten direkten Konkurrenten der österreichischen Unis in der Schweiz und Deutschland haben zugelegt: Die ETH Zürich verbesserte sich um vier Plätze auf Platz 20, die ETH Lausanne von 50 auf 42, die Technische Universität (TU) München von 78 auf 55, die Uni Zürich von 106 auf 92 und die Freie Uni Berlin von 137 auf 94.

Von den 200 Top-Unis liegen 54 in den USA und 29 in Großbritannien. Ex aequo (mit Kanada und Japan) auf Platz drei liegen die Niederlande (elf), gefolgt von Deutschland (zehn). Die Schweiz kommt auf sieben Plätze in den Top 200, Belgien und Schweden auf je fünf. Umgekehrt sind die TU Wien und die Uni Innsbruck in den vergangenen Jahren aus den Top 200 gefallen.

Über eine Verbesserung in einem anderen Ranking kann sich dagegen die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien freuen. Die "Financial Times" reihte in dieser Woche das Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der WU auf Rang 16 ihrer heurigen "Masters in Management"-Rangliste. Damit verbesserte sich die WU um zwei Plätze. Angeführt wird die Liste vom CEMS-Programm (The Global Alliance in Management Education), einem aus 28 akademischen Einrichtungen sowie Unternehmenspartnern bestehenden Programm, das an der WU ebenfalls angeboten wird. 

Hahn verweist auf Studiengebühren

Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) will die schlechten Werte der Uni Wien bei den Betreuungsverhältnissen im "Times Higher Education World University Ranking" nicht überbewerten. Schließlich würden die Lektoren, die in Österreich ein Gros der Lehre bewältigen, in den meisten Ranglisten nicht berücksichtigt, so Hahn gegenüber der APA. All denen, die sich Spitzenuniversitäten in Österreich wünschten, müsse er sagen: "Alle topgereihten Unis haben Studiengebühren und Auswahlverfahren."

Durch die Entwicklung bei den Studiengebühren sieht Hahn das Ergebnis in Zukunft weiter verzerrt: "Fakt ist natürlich, dass durch die De-facto-Abschaffung der Studienbeiträge ein Run auf die Unis eingesetzt hat, wir haben mit Beginn des Windersemesters eklatante Zuwachszahlen". Das bedeute aber nicht automatisch, dass die Akademikerquote dadurch steigen werde: Vor Einführung der Studiengebühren sei die Zahl jener Studenten, die keine einzige Prüfung im Semester abgelegt hatten, bei 40 Prozent gelegen. Nach Einführung der Studiengebühren seien es nur noch 15 Prozent gewesen.

Top-Forscher bleiben aufgrund von Rankings aus

Rektor Winkler (Universität Wien) sieht hingegen dringenden politischen Handlungsbedarf. Wie in Deutschland müsse es "unbedingt ein Exzellenzprogramm geben", die Qualität in Forschung und Lehre müsse dringend gesteigert werden. Die Uni-Budgets hält Winckler auch aufgrund der steigenden Studierendenzahlen für "nicht ausreichend".

Die Bedeutung von Rankings sieht der Rektor nicht zuletzt bei Berufungsverhandlungen steigen: Top-Forscher, aber auch Studenten würden sich durchaus bei der Wahl ihrer Uni daran orientieren, in diesem Zusammenhang hätten die Ranglisten eine selbstverstärkende Wirkung.

ÖH: Ranking "geringstes Problem"

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) hat sich vom schlechten Abschneiden der österreichischen Unis wenig beeindruckt gezeigt. "Rankings sind unser geringstes Problem", reagierte man Donnerstagabend in einer Aussendung. "Die Qualitätskriterien, die bei diesen Rankings angelegt werden sind gänzlich zu hinterfragen - eine derart starke Gewichtung der Peer-Reviews ohne die Meinung von Studierenden zu erfragen, macht keinen Sinn", so Thomas Wallerberger vom ÖH-Vorsitzteam.

Dass die Universität Wien Plätze verloren hat, liege nicht an fehlenden Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren, versuchte die ÖH, vorangegangene Argumente von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V) zu entkräften. "Hahn sieht das Problem einfach nicht", so Sigrid Maurer vom Vorsitzteam. Qualitätsvolle Hochschulen brauchten gute Betreuungsverhältnisse, und das scheitere in Österreich durch die finanzielle Aushungerung der Universitäten. "Wir brauchen mehr Akademiker, nicht weniger, um uns im internationalen Vergleich zu verbessern."

(APA)