Das Videoportal YouTube hat einen neuen Deal eingefädelt, mit dem Medienunternehmen ihre urheberrechtlichen Ansprüche auf der Plattform leichter geltend machen können. Durch eine Kooperation mit den drei Software-Firmen Harmonic, Telestream und Digital Rapids soll urheberrechtlich geschütztes Video- und Audiomaterial nun rascher identifiziert werden können. Ganz nebenbei hat die Google-Tochter dadurch auch eine neue Erlösquelle für sich erschließen können.

Mitnaschen

YouTube ist es bei entsprechender Erlaubnis nämlich gestattet, Anzeigen in die eigentlich widerrechtlich hochgeladenen Video-Beiträge einzubetten. Der Grund, warum viele Medienkonzerne, die sich in der Vergangenheit ja vehement gegen die illegale Verbreitung ihrer Inhalte auf dem Portal zur Wehr gesetzt hatten, dieses Vorgehen von YouTube billigen, ist recht simpel. Die Konzerne dürfen nämlich an den Einnahmen aus der In-Video-Werbung mitnaschen.

Branchenriesen wie CBS, Electronic Arts oder Universal Music haben ihre urheberrechtlichen Beschwerden bereits vor einem Jahr eingestellt. Jüngstes Beispiel für den Erfolg der "Appeasement-Taktik" von YouTube gegenüber klagsdrohenden Medienkonzernen ist die Einigung mit der Plattenfirma Warner Music. Mehr als 1.000 Medienunternehmen würden laut YouTube das Content ID-System zur Videoidentifizierung bereits verwenden.

Ohne Erlaubnis

Medienunternehmen haben durch die Nutzung dieses Systems die Möglichkeit, jene Beiträge, die ihre Urheberrechte verletzen, entweder vollständig zu blockieren oder damit Geld zu verdienen. Die Zahl jener Firmen, die sich für zweitere Option entscheiden, dürfte durch das zusätzliche Video-Identifizierungs-Know-how, das YouTube nun in sein System integriert hat, weiter steigen. Etwa drei Viertel der 1.000 Mitgliedsunternehmen haben sich laut YouTube bereits dazu entschlossen, die illegalen Videos nicht von der Seite zu löschen, sondern auf Anzeigenerlöse zu hoffen. Momentan hat YouTube in etwa ein Drittel der ohne Erlaubnis hochgeladenen Videos schon sogenannte In-Video-Ads eingebettet.

"Mit auf YouTube hochgeladenen ORF-Beiträgen haben wir prinzipiell kein Problem"

Auch der Österreichische Rundfunk (ORF) lässt gegenüber Usern, die Videos von ORF-Sendungen auf YouTube hochladen, Gnade walten. "Mit auf YouTube hochgeladenen ORF-Beiträgen haben wir prinzipiell kein Problem. Wir werden erst tätig und bitten um Löschung eines Beitrags, wenn sinnverzerrende Änderungen an unseren Beiträgen durchgeführt werden", heißt es seitens der ORF-Pressestelle auf Nachfrage von pressetext.

Die Beschwichtigungsstrategie des Branchenvorreiters mit mehr als 73 Prozent Marktanteil in den USA dürfte also voll aufgehen. Den Urhebern ist es offenbar ziemlich gleichgültig geworden, dass User illegal TV-Serien etc. auf YouTube hochladen und ihre Rechte damit verletzen. Solange man damit Geld verdienen kann, werden Rechtsverletzungen offenbar gnädig geduldet. Das Vorgehen könnte auch als indirektes Geständnis verstanden werden, dass die Medienunternehmen kein geeignetes Rezept gegen die Video-Piraterie gefunden haben. Wie die New York Times berichtet, halten sich die Einnahmen aus der In-Video-Werbung allerdings noch in bescheidenem Rahmen. Die allgemeinen Umsatzrückgänge etwa in der Musikwirtschaft können sie bei Weitem nicht abfedern.(pte)