Istanbul - Das Jahrestreffen von Weltbank und Internationalen Währungsfonds (IWF) in Istanbul war am Dienstag von schwere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei überschattet. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein, um hunderte Demonstranten zurückzudrängen. Etwa 100 Menschen wurden nach Berichten von CNN Türk festgenommen. Bei den Gesprächen der Finanzmarktexperten, Banken und Politiker ging es dann um schärfere Kontrollen, Währungsreform und den Dollar.

Die USA riefen den IWF zu einer verstärkten Risikokontrolle auf. Der Fonds müsse die Aufsicht verstärken, um neue Investmentblasen frühzeitig zu erkennen, verlangten Vertreter des Finanzministeriums aus Washington. Zudem müsse der IWF dazu beitragen, die Wirtschafts- und Währungspolitik der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zu überwachen.

China will Währungsreform 

China forderte den IWF seinerseits dazu auf, mit der Arbeit an einer weltweiten Währungsreform zu beginnen. Der IWF solle darauf hinarbeiten, ein "stabiles Währungsumfeld für weltweites Wachstum und Stabilität des Finanzsystems" zur Verfügung zu stellen, sagte Chinas Finanzminister Xie Xuren.

Er äußerte sich nicht näher dazu, welche Art von Reformen China will. Dennoch wurde deutlich, dass die Regierung in Peking unzufrieden mit den weltweiten Wechselkursschwankungen ist.

Chinas Zentralbankgouverneur Zhou Xiaochuan hatte vor einigen Monaten Aufsehen mit der Forderung erregt, den Dollar als Leitwährung abzuschaffen und an seine Stelle die Sonderziehungsrechte - das ist eine Art eigene IWF-Währung - zu setzen. Seither haben sich chinesische Spitzenpolitiker aber von diesem Vorschlag distanziert.

Der Dollar kam am Dienstag auch von anderer Seite unter Druck. Die arabischen Golfstaaten erwägen einem Bericht des britischen Independent zufolge, den Dollar als Zahlungsmittel im Rohölhandel zu ersetzen. Zu diesem Zweck hätten die Golfstaaten bereits Gespräche mit Russland, China, Japan und Frankreich geführt.

Anstelle der US-Devise solle es einen Währungskorb geben, der unter anderen aus dem japanischen Yen, dem chinesischen Yuan, dem Euro und Gold bestehen werde.

Große Ölexportländer haben die Meldung allerdings umgehend zurückgewiesen. Der Bericht sei "absolut falsch", sagte der Chef der saudi-arabischen Notenbank, Mohammed al-Dschasser, in Istanbul. Auch Russland und Kuwait äußerten sich ähnlich.

Gute Nachrichten gab es für die Weltbank. Die Gebernationen wollen die Bank mit ausreichenden Mitteln für die Bekämpfung von Hunger und Klimawandel ausstatten. Man habe sich darauf geeinigt, sicherzustellen, dass die Weltbank genügend Ressourcen habe, hieß es in Istanbul. Die Bank solle den Mitgliedsstaaten bis zum Frühjahr eine Schätzung ihres Kapitalbedarfs vorlegen, damit diese dann entscheiden, wie dieses Finanzziel erreicht werden kann. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2009)