"Sicher ist sicher", wirbt die Ama mit Claudia Reiterer. Genehmigt hat den Werbeeinsatz ORF-Chef Alexander Wrabetz.

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Wien - Mit "Sicher ist sicher" und ORF-Moderatorin Claudia Reiterer wirbt die Agrarmarkt Austria gerade für Käse und Co. So sicher ist das nicht. Der ORF-Redakteursrat verweist auf "eindeutige Unvereinbarkeitsbestimmungen", "seit zwei Jahren ausverhandelt", aber von ORF-Chef Alexander Wrabetz noch nicht unterschrieben.

Reiterer moderiert "konkret", keine Nachrichten, aber eine Infosendung. Das ORF-Gesetz untersagt "journalistischen Mitarbeitern", die moderieren, TV-Werbung. Der "Wiener Zeitung" sagte ORF-Sprecher Pius Strobl, Reiterer habe den Redakteursjob zurückgelegt, moderiere nur noch, habe "keine Einflussmöglichkeiten mehr". Beiträge zur Ama präsentierte sie nicht.

Der Vorsitzende des ORF-Redakteursrats, Fritz Wendl, will Reiterer auf STANDARD-Anfrage nicht kommentieren, sagt aber zu Strobl: "Wenn der auch keine journalistische Kompetenz hat, so müsste er mitbekommen haben, dass die Moderation einer Informationssendung selbstverständlich ureigenste journalistische Tätigkeit ist."

"Nicht journalistisch tätig"

Wrabetz hat Reiterers Nebentätigkeit genehmigt, bestätigt er dem STANDARD. Wrabetz argumentiert wie Strobl, alleine als Moderatorin sei sie nicht journalistisch tätig.

Die Redakteursräte Wendl und Danielle Spera erinnern an längst ausgearbeitete Verhaltensregeln. Sie präzisieren das ORF-Gesetz, etwa zur Trennung von Redaktion und Werbung, untersagen Schleichwerbung, definieren journalistische Unabhängigkeit. ORF-Journalisten und -Repräsentanten in der Öffentlichkeit müssten alle politischen und wirtschaftlichen Verquickungen meiden, die an der Unabhängigkeit zweifeln lassen. Ein Punkt sind Nebentätigkeiten.

Wrabetz sieht die Regeln "noch nicht verabschiedet". Er will "noch darüber reden", insbesondere über einen "Ethikrat" für strittige Fragen, auch in Sachen Nebenjobs, in den Management und Redakteursrat je zwei Mitglieder nominieren.

Redakteursräte erinnern, dass Wrabetz die Regeln 2008 dem Stiftungsrat vorgelegt hat. Das oberste Aufsichtsgremium empfahl, sie in die Programmrichtlinien aufzunehmen. Der Stiftungsrat ventiliert unter Leitung von Franz Küberl (Caritas) auch seit Jahren Verhaltensregeln für Räte. Küberl sagt, Wrabetz müsste die Umsetzung eines Kodexes "in Gang setzen". (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 7.10.2009)