Wien - Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich weltweit bis Jahresende um 59 Millionen Menschen, warnt die Internationale Arbeitsorganisation. Mehr als 200 Mio. Arbeitnehmer drohten vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, die über kein soziales Sicherheitsnetz verfügen, in extreme Armut abzurutschen. Bereits jetzt verdient die Hälfte der insgesamt 2,8 Mrd. Beschäftigten weniger als zwei Dollar am Tag, rechnet die Gewerkschaft in Österreich anlässlich des heutigen Welttages für menschenwürdige Arbeit vor. Weltweit gebe es täglich 5500 tödliche Arbeitsunfälle.

Auch österreichische Unternehmen, die international agierten, gehörten stärker in die Pflicht genommen, fordert ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser. Staatliche Exporthilfen sollten etwa nur dann in Anspruch genommen werden dürfen, wenn auch die OECD-Leitlinien eingehalten würden. Diese enthalten bisher nur unverbindliche Empfehlungen für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in multinationalen Konzernen. Sanktionsmöglichkeiten gibt es keine.

Aus Sicht der Gewerkschaft liegt aber auch in Deutschland und Österreich einiges im Argen. Die Krise vernichte nicht nur Jobs, mit ihr wachse der Anteil an prekären Jobverhältnissen und Zeitarbeit. Auch Nulllohnrunden stünden zur Diskussion. Im Visier der Arbeitnehmervertreter stehen Handelsketten wie Schlecker: Der Diskonter habe Mitarbeiter in Deutschland im Zu- ge von Standortumbauten gekündigt und zu deutlich schlechteren Bedingungen neu eingestellt, führt Oberhauser ein Beispiel an. Betroffen seien primär Frauen, sie seien auf staatliche Hilfen angewiesen.

Die Zunahme niedrig entlohnter Beschäftigung unterlaufe nun stärker denn je sichere Erwerbsgrundlagen, glaubt die Initiative Supermarkt, ein Bündnis aus 23 Organisationen. Sie spricht von Arbeitsrechtsverletzungen deutscher Supermärkte bei Lebensmitteln, Textilien, Computern und Spielzeug.

In Österreich stieg im September die Zahl der Langzeitarbeitslosen um fast 17 Prozent auf rund 37.100 Personen. Seit Jänner wurden aber 455.000 Menschen wieder in den Arbeitsmarkt integriert, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer.

Johannes Kopf, Chef des Arbeitsmarktservice, rät zu mehr Flexibilität bei der Jobsuche. Qualifikation bleibe das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit. Die besten Chancen sieht er derzeit im Tourismus. Gefragt seien auch Installateure, Maurer und Krankenpfleger. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2009)