Wien - Qualität im Journalismus braucht entsprechende Rahmenbedingungen, waren sich die Diskutanten bei einer Podiumsdiskussion von Presseclub Concordia und Medienhaus Wien weitgehend einig. Zum Qualitätsjournalismus gehöre auch die "angemessene Bezahlung" der Redakteure, sagte Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding am Montagabend. Daran, was "angemessen" und "leistungsgerecht" ist, schieden sich dann aber die Geister von Journalistengewerkschaft und Petz, der für den Verband Österreichischer Zeitungen derzeit den Tageszeitungskollektivvertrag neu verhandelt, für den bis Sommer 2010 eine grundsätzliche Einigung erzielt werden soll.

Leistung eine Frage der Definition

Eine "leistungsgerechte Bezahlung" sei schon insofern problematisch, weil es zunächst zu definieren gelte, was leistungsgerecht bedeutet und woran sich die Leistung orientiert, räumte Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft, ein. Es sei jedenfalls nicht möglich, die "Leistung" eines Journalisten an der Auflage seiner Zeitung zu messen, da eine hohe Auflage häufig mit Sensationsjournalismus einhergehe. Wäre die Anzahl jener Artikel ausschlaggebend, die ein Journalist in seiner Zeitung unterbringt, würde das unweigerlich dazu führen, dass gut recherchierte Geschichten rar werden. Bauer plädierte weiters dafür, auch die Onlineredakteure im neuen Kollektivvertrag zu berücksichtigen.

Anders sieht das der Vertreter der Zeitungsverleger. Überspitzt hieße das laut Petz, dass auch Onlineredakteure, die für Onlineportale arbeiten, die nicht mit einem Printprodukt in Verbindung stehen, nach dem Tageszeitungs-Kollektivvertrag bezahlt werden müssen. Für Petz ist das "problematisch".

"Medien-Kollektivvertrag"

Nicht-Tageszeitungsjournalisten könnten seiner Meinung nach in einem "Medien-Kollektivvertrag" zusammengefasst werden, den es aber extra zu verhandeln gelte. Nicht "leistungsgerecht" seien laut Petz die automatischen Steigerungen in der Gehaltstabelle der Journalisten. Bauer entgegnete, dass Redakteure in Relation zu den von ihnen eingeforderten Leistungen, den Überstunden und dem Stress keineswegs "übertrieben" bezahlt werden.

Für den Tageszeitungs-KV will Bauer bis Sommer 2010 eine grundsätzliche Einigung erzielt haben, andernfalls müssten die Verhandlungen als gescheitert angesehen werden. In dem Fall müssten einzelne Betriebsvereinbarungen abgeschlossen werden, in denen die Bezahlung und die Rahmenbedingungen für die Journalisten geregelt werden, so Petz.

Umfrage

Dass es trotz der aktuellen Krise nach wie vor Qualität im Journalismus gibt, betonte Petra Stuiber vom "Standard". Dass die Krise in der Qualität zu spüren sei, räumte indes Andy Kaltenbrunner, Medienberater beim Medienhaus Wien, ein. Er verwies auf eine aktuelle Umfrage unter heimischen Innenpolitikjournalisten, wonach zwei Drittel der Befragten betonten, dass sie ihre zentrale Aufgabe in der Hintergrundberichterstattung sehen, dass allerdings weniger Zeit zur Recherche bleibe. 80 Prozent der Befragten berichteten, dass auch in der Politikberichterstattung der Trend zur Sensationsmache steige. (APA)