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Zehntausende demonstrierten für die Medienfreiheit

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"Nein zur Leine": Roberto Saviano, Autor eines Bestsellers über die Mafia.

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Gereizt hat Italiens Regierung auf die Großdemonstration für Medienfreiheit vom Samstag reagiert. "In Italien gibt es große Medienfreiheit, es gibt vor allem aber Verleumdungsfreiheit", sagte Außenminister Franco Frattini in Anspielung auf die Kritik der Presse an Premier Silvio Berlusconi wegen der jüngsten Sexaffäre. Berlusconi selbst bezeichnete die Kundgebung als "Lügenfestival".

Zwischen 150.000 und 200.000 Menschen waren, unterschiedlichen Angaben zufolge, in Rom dem Aufruf der Journalistengewerkschaft gefolgt. Mit einer Ovation begrüßten die aus allen Landesteilen angereisten Demonstranten den unter Polizeischutz stehenden Journalisten und Autor Roberto Saviano. "In Italien werden keine Zeitungen von der Polizei geschlossen und keine Journalisten verhaftet - wir kämpfen für die Freiheit, ungestört die Wahrheit schreiben zu dürfen, ohne dass wir Erpressungen oder Drohungen ausgesetzt sind" , sagte der Autor des Mafia-Bestsellers Gomorrha.

Viele Demonstranten hatten den Mund mit Heftpflaster verklebt, andere hielten Schilder mit der Aufschrift "Wir sind alle Gauner" oder "Zeigt auch uns an!" in die Höhe. Parteienvertreter waren vom Podium verbannt. Der Sekretär der Journalistengewerkschaft, Franco Siddi, sprach von einem "kleinen Woodstock der freien Presse, das Hoffnung auf Besserung des Klimas aufkommen" lasse. Als einziger offizieller Redner kritisierte der langjährige Präsident des Verfassungsgerichts, Valerio Onida, "das Fehlen einer Zivilgesellschaft, die sich keinem Druck beugt" .

Die Linksparteien mussten sich am Rande der Kundgebung herbe Kritik anhören. So erklärte der Regisseur Nanni Moretti, die Linke habe "in 15 Jahren gegenüber Berlusconi "ununterbrochen schwere politische Fehler begangen".

Berlusconi-Konzern verurteilt

Indessen wurde Berlusconis Fininvest-Konzern in Mailand zur Zahlung eines Schadenersatzes von 750 Millionen Euro an den Verleger der regierungskritischen Zeitung La Republicca, Carlo De Benedetti, verurteilt. Das Urteil bezieht sich auf Unregelmäßigkeiten beim Kauf des Großverlags Mondadori durch Berlusconi vor mehr als zehn Jahren.

Das Geld soll Benedettis Firma CIR für ein Gerichtsurteil von 1991 entschädigen, mit dem Berlusconis Fininvest die Kontrolle über Mondadori erhielt. Ein Strafgericht hatte Jahre später geurteilt, dass der damalige Richterspruch "gekauft" worden war. Berlusconi wurde wegen Verjährung jedoch nie dafür belangt. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 5.10.2009)