Wien - Der offizielle Vertrag zwischen der Immofinanz, die im Jahr 2004 den Zuschlag für die staatlichen Buwog-Wohnungen bekommen hat, sowie der Firma Valora, die im Eigentum der beiden Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger stand, dürfte jetzt aufgetaucht sein. "Heute hat mich die Staatsanwaltschaft angerufen, dass sie einen Vertrag zwischen Immofinanz als Syndikatsführer (Anm: beim Kauf der Buwog) sowie Firma Valora von Meischberger und Hochegger gefunden und geöffnet hat", sagte Immofinanz-Chef Eduard Zehetner laut einem Bericht auf "wirtschaftsblatt.at" auf der heutigen Hauptversammlung der Immofinanz.

Dieser Vertrag habe für den Erfolgsfall eine Provision von einem Prozent vorgesehen, wird Zehetner zitiert. Demnach sei man damals von einem Kaufpreis 700 Mio. Euro ausgegangen (Immofinanz hat 2004 den Zuschlag für 961 Mio. Euro bekommen, Anm.) Tatsächlich, so der Bericht, habe dann allerdings ein Ringelspiel an Fakturierungen stattgefunden. Eine zypriotische Tochter der Valora habe eine Rechnung für die Provision dann an die CBP Coporate Finance Consulting, eine 100 Prozent-Tochter der Constantia Bank, gestellt. Diese habe die Rechnung dann fälschlicherweise an die Immoeast Beteiligungs GmbH weiter verrechnet.

"Wenn das so stimmt, dann ist Geld von einer falschen Gesellschaft für die Bezahlung der Lobbying-Aktivität geflossen", bekräftigte Zehetner seine schon früher geäußerte Ansicht. Die Immoeast werde daher die Provision von der Coporate Finance Consulting zurückverlangen müssen. Diese könne wiederum das Geld von der CPB zurückfordern. Es sei also absehbar, dass der geplante Vergleich zwischen Immofinanz, CPB, Constantia Packaging BV noch einmal komplizierter würde.

Auch nach dem gestrigen neuen Vergleichsangebot der Constantia Packaging BV sei der geplante Vergleich zwischen Immofinanz/Immoeast, Constantia Privatbank und Constantia Packaging BV nach wie vor ungewiss, führte Zehetner am Freitag aus. Die Immofinanz verhandle sehr intensive mit der Constantia BV über den Bond in der Höhe von 512 Mio. Euro. "Ich habe die Presseaussendung der Gegenseite zur Einigung gestern sehr begrüßt, aber ich habe dazu den Brief vermisst, den ich sofort unterschrieben hätte", so Zehetner. Laut Constantia BV-Anwalt Rudolf Fiebinger steht einer Einigung nichts mehr im Wege, wie er gestern in einer Aussendung schrieb.

Ausgang ungewiss

Der Ausgang des Streits rund um die Forderung ist laut Zehetner nach wie vor ungewiss, es handle sich um eine sehr komplexe Struktur, bei der viele Voraussetzungen erfüllt sein müssten, bis die Gelder fließen könnten. "Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass ein Vergleich nicht möglich ist, dann werden wir Klagen gegen verschiedene Personen und Gesellschaften einbringen, inklusive der Einklage der 512 Millionen Euro samt Zinsen", so Zehetner.

Ziel der für das erste Halbjahr 2010 geplanten Fusion von Immofinanz und Immoeast sei, einen Immobilienkonzern zu schmieden und Synergien im Management und den Arbeitsabläufen zu erzielen. Das bräuchte die Zustimmung von 75 Prozent der Aktionäre in beiden Hauptversammlungen. Es gehe auch um die Zustimmung zur Ausgabe von 229 Mio. Stück neuen Aktien, entsprechend 50 Prozent des Grundkapitals, um die Kapitalbasis zu stärken. Eine Kapitalerhöhung bei der Immoeast wäre ohne Fusion schließlich nicht möglich, ohne dass dabei die Anteile der Immofinanz verwässert würden. Das ist für Zehetner aber nicht vorstellbar. Er sehe dafür das erste Halbjahr 2010 vor, das sei ein knapper Zeitplan, aber die Gesellschaft arbeite massiv darauf hin.

Wenn es zur Fusion zwischen Immoeast und Immofinanz komme, weise die Immofinanz dann ein negatives Eigenkapital auf, bestätigt Zehetner vor den Aktionären laut wirtschaftsblatt.at. Denn die Immoeast stehe mit 3,8 Mrd. Euro im Einzelabschluss der Immofinanz, bewertet zum Net Asset Value. Diese Summe falle bei der Fusion hinaus, der Rest der Bilanz sei mit 820 Mio. Euro negativ. Das sei auch durch die Kapitalerhöhung nicht auszugleichen. Das sei aber auch nicht das Ziel. "Wir heben uns das Geld aber auch nicht für das Jahr 2012 auf, wenn die Wandelanleihe zurückgegeben wird", so Zehetner. "Wir werden dieses Geld für die Anleihe bis 2012 verdienen." Erst dann sei auch wieder an eine Dividenden zu denken.

Von Zehetner werden auch noch Angaben zu seinen Plänen erwartet, die "Bad Bank" der Constantia Privatbank zu übernehmen. Nach bisherigen Plänen will die Immofinanz die Reste der Constantia Privatbank, die nach Verkauf des Wertpapiergeschäfts übrig bleiben, um einen Euro aufkaufen. Nach Verkauf des Kapitalanlagegeschäftes werden der Bank noch 120 bis 150 Millionen Euro an faulen Forderungen gegenüber Tochtergesellschaften übrig bleiben. Diese will die Immofinanz nun haben, auch wenn es laut "WirtschaftsBlatt" nur ein Drittel der Forderungen sind, die die Immofinanz-Gruppe an die Bank hat. (APA)