Heidelberg - Einen vielversprechenden neuen Therapieansatz mit Methadon - einem Opioid, das bei Heroinabhängigen gegen Entzugserscheinungen eingesetzt wird - verfolgen derzeit Wissenschafter des Universitätsklinikums Ulm. "Opioide sind in der Lage, auch Hirntumore zu zerstören", sagte Claudia Friesen vom Uni-Institut für Rechtsmedizin. Erste Studienergebnisse zeigten, dass die gleichzeitige Gabe von Methadon und einem Chemotherapeutikum sehr erfolgversprechend sein könnte.

Hirntumore werden derzeit in erster Linie operativ entfernt und bestrahlt, aber auch Chemotherapien werden eingesetzt. Zu Beginn der Behandlung sprechen die Patienten nach Angaben der Deutschen Krebshilfe meist gut auf die Medikamente an. Allerdings treten laut Friesen nach einiger Zeit oft Resistenzen gegenüber dem Wirkstoff auf: Der Tumor wachse weiter und könne nicht mehr bekämpft werden. Zusätzlich litten diese Patienten sehr stark unter den Nebenwirkungen der hoch dosierten Chemotherapeutika.

Erste Hinweise auf ihren neuen Therapieansatz erhielten die Ulmer Wissenschafter aus der Leukämieforschung: Methadon wirke schädigend auf bösartig veränderte Blutzellen. "Entscheidend ist, dass gesunde Blutzellen durch Opioide nicht zerstört werden", erläutert Friesen.

Wirkungsweise

Bei der gleichzeitigen Gabe von Methadon und einem Chemotherapeutikum werde bei Hirntumor-Patienten einerseits der programmierte Selbstmord der Krebszellen ausgelöst, ohne gesunde Zellen anzugreifen. Andererseits mache Methadon Tumorzellen, die gegen Chemotherapie und Bestrahlung resistent geworden seien, wieder für die Behandlung empfindlich, sagt die Medizinerin.

Die Forscher wollen nun weitere Opioide auf ihre Wirksamkeit untersuchen. Darüber hinaus sollen ihre Forschungsarbeiten mehr Aufschluss darüber geben, wie Opioide Resistenzen gegen eine Chemotherapie überwinden können. Das Team um Claudia Friesen will anschließend in einer klinischen Studie untersuchen, welche Opioide sich besonders gut für die Krebstherapie eignen und welche biologischen Mechanismen für die Wirkung verantwortlich sind. Geplant sei zudem eine Studie mit Hirntumor-Patienten, in der insbesondere die genaue Dosierung und die Verträglichkeit überprüft werden soll. (APA/AP/red)