Die IT-Branche in Wien erweist sich in weiten Teilen durchaus krisenresistent. "50 Prozent der in dem Sektor tätigen Unternehmen beschäftigen sich mit IT-Infrastrukturen in anderen Unternehmen. Hier sind Spezialisten auch in Zeiten der Krise gefordert", erklärt Friedrich Kofler, Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung und Informationstechnologie der WKO, im Interview mit pressetext. Dennoch gibt es Teile, vor allem im bankennahen Bereich, die von der Wirtschaftsflaute stark betroffen sind. "In diesem Sektor liegen derzeit viele Projekte noch auf Eis", so Kofler.

"Gezielte Förderung beispielsweise bei E-Government kann so eine Bottom-Up-Bewegung auslösen, die der gesamten Branche zu Gute kommt"

"Die regionale Bruttowertschöpfung der Branche ist im direkten Vergleich fast 6,5-mal höher als im Tourismus. Bei den Erlösen und Erträgen übertrifft die IKT-Wirtschaft den Tourismus gar um den Faktor zehn. Dies kann aber noch deutlich verstärkt werden", sagt Kofler und verweist auf die Rolle der Politik. Mit gezielten Investitionen durch die Öffentliche Hand können der Standort Wien und seine Wirtschaftskraft im IT-Bereich weiter gestärkt werden. "Gezielte Förderung beispielsweise bei E-Government kann so eine Bottom-Up-Bewegung auslösen, die der gesamten Branche zu Gute kommt", führt Kofler aus.

Der UBIT-Obmann schlägt zudem die Einrichtung von Kompetenzfeldern vor, in denen Kräfte gebündelt und Entwicklungen voran getrieben werden. Technische Potenziale und Lösungen können auf diese Weise bei E-Health, E-Efficiency oder bei intelligenten Stromnetzen sowie dezentraler Stromproduktion vorangetrieben werden. Als Vorbild für diese Art der Förderung nennt Kofler das Projekt "projektzukunft Berlin". "Wir entwickeln Strategien, initiieren, unterstützen und fördern Projekte für die IKT-Kreativwirtschaft. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Vernetzung von Unternehmen, Wissenschaft, Kultur, Verbänden und Politik", erklärte die Projektverantwortliche Ingrid Walther Anfang September auf der IT-Stakeholderkonferenz des UBIT. Gestartet wurde die Initiative 1997, zu einer Zeit, in der die statistischen Kennzahlen eine im Vergleich zu anderen Städten und Regionen bemerkenswerte Umsatzschwäche der Berliner IKT-Branche belegten.

Handlungsbedarf

Verbesserungswürdig ist für die Branche auch die öffentliche Wahrnehmung. Bei der Bevölkerung und der Wirtschaft ist die enorme Bedeutung des IT-Sektors als Wirtschaftsfaktor noch nicht angekommen, wie die elf großen IT-Unternehmen bei ihrem Gipfeltreffen vergangene Woche festgestellt hatten. Kofler sieht hier ebenfalls Handlungsbedarf. Mit der Veranstaltungsreihe "Was IT kann" will das UBIT Bewusstsein für die IT schaffen. "Wir müssen jedem KMU klarmachen, dass umfassender IT-Einsatz die Produktion und die Effizienz des Unternehmens steigert. IT-Einsatz ist gut für jedes Unternehmen", meint Kofler abschließend gegenüber pressetext.(pte)