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Ein Blick in die Ausstellung "Tuchintarsien in Europa von 1500 bis heute"

Foto: APA/ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE/eSeL-Kunst kommt von kommunizieren

Wien - "Was in aller Welt sind Tuchintarsien?" Diese Frage wurde dem Volkskundemuseum in den vergangenen Tagen oft gestellt, berichtete Direktorin Margot Schindler bei der Pressekonferenz zur aktuellen Sonderausstellung am Donnerstag. "Tuchintarsien in Europa von 1500 bis heute" - ein kryptischer Titel, hinter dem sich bisher unentdeckte Schätze der europäischen Kulturgeschichte verbergen: Decken, Teppiche, Tücher aus kunstfertig vernähten Motiven, "ein Figurenreichtum, den Europa bis in das 21. Jahrhundert bereithält", so Konrad Vanja, Direktor des Kooperationspartners, dem Museum Europäischer Kulturen in Berlin. Nun macht die Schau bis 14. März in Wien Station.

Herstellungsprozess

Auf den Namen "Tuchintarsien" hatte man sich erst im Laufe der Untersuchung der kostbaren Textilien geeinigt, in den verschiedenen Sammlungen waren die seltenen Stücke unter verschiedenen Begriffen eingeordnet. Gemeinsam ist den Arbeiten der aufwändige, oft bis zu zehn Jahre andauernde Herstellungsprozess: Auf gewalkten Wolltüchern werden die Motive gestaltet, ausgeschnitten und dann mit winzigen, unsichtbaren Stichen vernäht. Ornamente, gesellschaftliche Repräsentationen, militärische und religiöse Motive sind vorherrschend auf den Wandteppichen, Polsterbezügen, Satteldecken und Fastentüchern.

Neuentdeckungen

Dass diese europäischen Textilbilder noch nie zuvor versammelt, geschweige denn ausgestellt wurden, ist einem einfachen Umstand geschuldet: Man wusste kaum von ihnen. 20 derartige Objekten waren bekannt, im Zuge des "detektivischen Forschungsprozesses" und der gesamteuropäischen Kooperationen seit 2005 wurden 50 weitere entdeckt. Wien steuerte je eine "Tuchintarsie" aus dem Volkskunde- und aus dem Heeresgeschichtlichen Museum bei, allein seit dem Beginn der Ausstellungstournee in Berlin wurden vier Werke "neu entdeckt".

Neu geschaffen

Dass die aufwändige textile Kunstform aber nicht nur neu entdeckt, sondern auch neu geschaffen wird, verdeutlicht die Arbeit "Stückwerk Berlin - Stückwerk Europa" der deutschen Künstlerin Ursel Arndt. Sie selbst und 34 weitere Menschen haben das "Stoff gewordene Graffiti" geschaffen, aus Street-Art, die in Berlin fotografiert und anschließend genäht wurde. Eine Hommage an die Postmoderne, mit Ikonen aus Werbung und Medien, die sich in den Berliner Straßen wiedergefunden haben. Da ist passend zum Jubiläum des Mauerfalls etwa ein wohlbekanntes Bild eines Soldaten, der sich noch vor dem Fall über den Stacheldraht kämpfte. Genäht wurde es von einem 70 und 72 Jahre alten Schwesternpaar, die selbst "rübergemacht" haben. (APA)