"Echte Klasse statt nur Masse": X-Jam-Erfinder Alexander Knechtsberger bei der kollektiven Maturantenbespaßung.

Foto: DocLX

Wien - Mit dem Slogan "Echt Klasse statt nur Masse" promotet der Veranstalter "DocLX" seine Matura-reisen. Überhaupt nicht klasse findet Ariane Eigl-Türk, wie an der Schule ihrer Tochter dafür geworben wurde. "Dass an einer Schule einfach Werbung für Komasaufen gemacht werden kann - während der Unterrichtszeit -, ist einfach unglaublich."

Die Vorgeschichte: Am 9. September kam eine DocLX-Vertreterin in die Klasse ihrer Tochter im Billrothgymnasium im 19. Bezirk, um eine "X-Jam" -Maturareise in der Türkei zu bewerben. "Sie ist in der Pause reingekommen", erzählt die Schülerin im Gespräch mit dem Standard, "bei der Präsentation war jedes zweite Wort 'Alkohol'". Die Lehrerin kam zur darauffolgen Unterrichtsstunde, verließ aber nach einem kurzen Gespräch mit der Promoterin wieder die Klasse. Insgesamt sollen 20 Minuten der Schulstunde für die Promotion draufgegangen sein.

Nicht abgesprochen

Die Direktorin des Gymnasiums erfuhr erst durch den Anruf des Standard von dem Vorfall und reagierte bestürzt. "Das ist gegen meine eindeutige Anweisung", sagt Schulleiterin Ursula Madl. Im Gespräch mit der Lehrerin stellte sich schließlich heraus, dass die Maturareisen-Keilerin dieser erklärt hatte, dass die Präsentation mit der Direktion akkordiert sei. "Was allerdings nicht der Fall war", betont Madl. Außerdem hätte sie die Werbeveranstaltung nicht erlaubt.

Auf dem Markt für Event-Matura-reisen matchen sich vier Veranstalter. Die beiden größten sind "DocLX" und "Splashline". Zu Beginn des Schuljahres wird intensiv geworben, ab Oktober sind die meisten Plätze ausgebucht. Bei "DocLX" kostet eine Woche zwischen 715 und 1015 Euro.

Unerwünschten Besuch gebe es immer wieder, erzählt Madl. Vor zwei Jahren habe sie fast einmal die Polizei gerufen, weil aufdringliche Werber die Schule nicht verlassen wollten. Beim Wiener Stadtschulrat hat man "einen Fall wie diesen noch nicht gehabt", sagt ein Sprecher. Man könne aber nicht ausschließen, dass öfters versucht werde, ohne Erlaubnis in den Schulen für Maturareisen zu werben.

Dass es überhaupt möglich war, dass die Promoterin bis in die Klassen kam, liegt am Konzept des Veranstalters: Absolventen werben an ihrer früheren Schule. Madl: "Die Methode ist mehr als zweifelhaft, wenn ein Lehrer einen ehemaligen Schüler auf dem Gang trifft, schrillen natürlich nicht gleich die Alarmglocken."

Alexander Knechtsberger, Gründer und Geschäftsführer von "DocLX", verteidigt das System. "Maturanten, die selbst teilgenommen haben, können natürlich am besten beschreiben, wie es ist". Ob die Werberin ohne Wissen der Direktorin im Billrothgymnasium war, will Knechtsberger nun prüfen lassen - "ich kann es mir aber nicht vorstellen, wir schicken allen Schulen ein Infoschreiben". (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2009)