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So freizügig gibt sich TV-Moderatorin und Schauspielerin Mirjam Weichselbraun nur in ihrer Rolle im Stück "Sugar-manche mögen's heiß". Ihr Profil auf Facebook ist jedoch privat - man kann ihr weder Nachrichten, noch Freundesanfragen schicken.

"Mit 'Fremden' trete ich nicht in Kontakt. Mir gefällt, dass ich allen Bekannten auf einmal etwas mitteilen kann, wenn ich länger unterwegs bin - oder um mit Freunden im Ausland in Verbindung zu bleiben."

Praktisch seien soziale Netzwerke vor allem gewesen, als ihr Handy nicht mehr funktionierte und sie so alle Nummern auf einen Schlag wiederbekommen konnte. Denn, ein Anruf oder ein persönliches Gespräch ist ihr allemal lieber als Gruscheln, Stupsen und Co: Eine Nachricht über Facebook oder MySpace könne das nicht ersetzen, findet Mirjam Weichselbraun.

"Ich glaube, man verlernt dadurch, echte Freundschaften zu knüpfen und zu erhalten." Der Begriff "Freund" werde schon "reichlich erschöpft", wenn man 300 Freunde in seiner Liste habe, aber nur zehn davon überhaupt kenne.

APA Foto/Herbert Pfarrhofer

Die Astrolgoin Gerda Rogers sagt, sie habe leider zu wenig Zeit, soziale Netzwerke im Internet aktiv zu nutzen - obwohl sie den Sinn darin für sich durchaus entdecken könnte: "Gut wäre es, um sich Informationen zu holen und Kontakte zu pflegen."

Auch wenn sie mit Social Media noch nicht viel zu tun hat, ist ihr die Reputation im Internet dennoch sehr wichtig. Zentrales Element dabei ist ihre Website: "Es ist die Präsentation meiner Arbeit. Klienten und Interessierte lesen dort meine Horoskope und bestellen auch individuelle für sich. Die Website ist eine wichtige Kontakt- und Verkaufsplattform."

Online-Kommunikation möchte sie nicht grundsätzlich verteufeln: "Sie eignet sich sehr gut, um seine Kontakte zu erweitern, leidet aber oft auch unter einem Mangel an Seriosität: Zu oberflächlich, zu schnell und für private Beziehungen sehr gefährlich."

Ein schneller Griff zur Tastatur reiche oft schon, um sich echter Beziehungsarbeit zu entziehen und nach Alternativen Ausschau zu halten. "Das passt sehr gut zu unserer Wegwerfgesellschaft."

derStandard/Heribert Corn

Die Musikerin  Anna F. ist beruflich gleich in mehreren Netzwerken registriert: Twitter, MySpace, Facebook, Dailymotion, YouTube und meinfritz.de.

Die Möglichkeiten der Online-Kommunikation seien nahezu unbegrenzt und gerade für Newcomer unglaublich praktisch, um auch ohne eine große Firma im Hintergrund ihre Inhalte sogar weltweit transportieren zu können. "Man kann sich über alle Grenzen hinweg austauschen. Schön ist vor allem auch die Kommunikation mit den Fans, da bekommt man direktes Feedback."

Doch sie sieht auch die Schattenseiten: Voyeurismus und Exhibitionismus, falsche Profile, Spam und Verleumdung. "Man kann die Inhalte und was über einen geschrieben wird nicht mehr kontrollieren und nichts dagegen tun, weil der Absender meist anonym ist", sagt Anna. "Das beste Beispiel ist der Wikipedia-Eintrag über mich. Es wird einfach jede Menge Schrott kommuniziert, der oft außer Kontrolle gerät."

Sie kann sich vorstellen, dass auch die Nutzung von Online-Netzwerken bei vielen unkontrollierte Ausmaße annimmt: "Bei einer 'Überdosis' kann das sicher zu Unsicherheiten und Problemen im Umgang mit der Gesellschaft und der realen Welt führen."

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Der Autor Thomas Glavinic ist täglich auf Facebook - aber nicht, um ständig Statusmeldungen abzusetzen: "Das gibt es von mir eher selten." Lieber lasse er sich von den diversen Tätigkeiten seiner Freunde berieseln. "Ich bin da eher voyeuristisch veranlagt."

Facebook und Co als Zerstörer echter sozialer Beziehungen zu sehen fiele ihm gar nicht ein: "Diese Annahme ist Unsinn. Jemand, dessen Kontakte sich nur noch auf virtuelle beschränken, ist sowieso ein Soziopath - bei dem hat Online-Kommuniktion nicht mehr viel ruinieren können."

Durch Facebook habe er mehr Kontakt mit Menschen, die er sonst aus den Augen verloren hätte, sagt der Autor. Und es führe ihn auch im realen Leben öfter mit Freunden zusammen, weil er wisse, wo er sie antreffen könne. "Facebook ist gut. Man muss es nur richtig benützen."

derStandard/Heribert Corn

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Die Musikerin, Kabarettistin und Autorin Stefanie Werger ist in keinem sozialen Netzwerk registriert - ihr MySpace-Profil hat offensichtlich ein Fan angelegt.

Wie wichtig neben ihrer Website die Präsenz in sozialen Netzwerken sei, könne sie nicht genau sagen: "Ich glaube nicht, dass man damit sehr viel beeinflussen kann, abgesehen von kleinen Werbeimpulsen. Aber möglicherweise unterschätze ich das auch."

Ob Online-Kommunikation "realen" Beziehungen eher schade, wolle sie nicht beurteilen, weil sie sich noch nicht intensiv genug mit den Möglichkeiten der neuen Netzwerke befasst habe. Aber, allgemein sei "die Gesprächskultur auf ein eher niedriges Niveau gesunken" - was das Internet nicht unbedingt "beschönigen" würde.

Ihr Tipp: "Man sollte das Gespräch eher mit Menschen suchen, die man vernachlässigt hat, als mit Internetfreunden. Oft sind das sogar enge Freunde, Ehepartner oder Angehörige."

APA Foto/Robert Schlager

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Die Grünen-Politikerin Maria Vassilakou ist beruflich wie privat eine aktive Facebook-Nutzerin: "Meistens bin ich über den Tag verteilt jeweils für kurze Zeit drin."

Für sie ist Online-Kommunikation weder Gefahr noch Heilsbringer - sondern "nur eine weitere Facette des Erreichbarkeits- und Kommunikationszeitalters." Was realen Beziehungen wirklich schade, sei  Zeit- und Energiemangel.

Die Politikerin glaubt, dass sich die Kultur der ständigen Erreichbarkeit noch weiter ausprägen wird, bis der Trend sich wieder umkehrt: "Es macht Spaß, sich halböffentlich mitteilen zu können und virtuell hunderte oder sogar tausende Menschen gleichzeitig zu erreichen. Aber diese ständige Erreichbarkeit erschöpft auch - irgendwann werden wir möglicherweise wieder mehr Wert auf Abgrenzung legen."

Ähnlich pragmatisch sieht sie auch das Thema Online-Reputation: "Bildet sich wirklich jemand ein, seine Reputation im Internet kontrollieren zu können? Internet und Kontrolle sind absolute Gegensätze."

APA Foto/Georg Hochmuth

Musikerin Christina Stürmer ist in vielen Netzwerken aktiv: MySpace, iLike, YouTube, Twitter & Flickr. Täglich verbringe sie etwa eine halbe Stunde darin. Bei Facebook ist sie sogar doppelt registriert - privat und beruflich.

Dabei achtet sie genau darauf, was sie von sich preisgeben will: "Ich überlege bei allen beruflichen, wie auch auf meinem privaten Profil bei Facebook sehr wohl, was ich schreibe und welche Fotos ich hochlade."

Auch Christina Stürmer glaubt, dass nur ein Zuviel an Online-Kommunikation schaden könnte: "Wenn ich nur mehr über diese Netzwerke mit meinen Freunden kommuniziere und ich Stunden damit verbringe, schadet es mit Sicherheit realen Beziehungen - um zum Beispiel mit 'alten Bekannten" wieder Kontakt aufzunehmen, finde ich es aber super."

Ben Wolff

"YouTube finde ich genial", sagt der Moderator und Autor Thomas Brezina. Er nutzt das Videoportal vor allem beruflich. Facebook habe er hingegen nur verwendet, um mit Menschen, die er aus den Augen verloren hatte, wieder Kontakt aufzunehmen.

Seine Online-Reputation ist ihm wichtig, weshalb er zur persönlichen Kommunikation nur seine Website nutze. "Ich habe aber gehört, dass es in verschiedenen Netzwerken Seiten über mich gibt, die nicht von mir sind."

Beim Thema Online-Kommunikation hält sich Brezina an den Arzt und Alchemisten Paracelsus: "Auf die Dosis kommt es an."

Manfred Baumann

Die Modedesignerin Lena Hoschek ist vor allem in Facebook recht aktiv, Xing und MySpace behandle sie momentan "eher nachlässig", während sie StudiVZ inzwischen wieder aufgegeben hat. Die Trennung zwischen Privatem und Beruf sei dabei eher schwierig, "aber auch nicht notwendig".

In Bezug auf ihre Online-Reputation gebe es keinen Anlass zur Sorge: "Allerdings bin ich da auch nicht sonderlich empfindlich."

Soziale Netzwerke sind für sie vor allem eine Erweiterung, "weil man mit Leuten in Kontakt bleibt, die man sonst oft aus den Augen verlieren würde". "Ich ziehe aber immer noch das reale Bier im Gastgarten mit Freunden den virtuellen Freuden vor.

derStandard/urban

Die zweimalige Weltmeisterin im Klettern, Angela Eiter, verbringt ihre Zeit lieber an Überhängen als in den Abgründen sozialer Netzwerke: Sie ist nirgends registriert, nutzt aber dennoch die ein oder andere Plattform - ausschließlich beruflich. "Ich möchte das beschränken und nur gezielt einsetzem."

Um mit Fans, Presse und Partnern in Kontakt zu sein, pflegt sie ihren eigenen Internetauftritt oder beteiligt sich an anderen Websites, die ihr praktisch erscheinen.

Für sie ist Online-Kommunikation immer ein Weg zu direktem Kontakt: "Sobald ich mit einer Person - sowohl privat als auch geschäftlich - regelmäßig über das Internet in Verbindung trete und eine persönliche Beziehung entwickle, ist es mir wichtig, ihr auch einmal Auge in Auge gegenüberzustehen. Nur so hat man die Möglichkeit, sich klar auszudrücken und wirklich näher kennenzulernen."

http://www.angelaeiter.com

Die EU-Parlamentarierin Eva Lichtenberger ist sehr aktiv auf Facebook und Twitter, sowie etwas weniger oft auf studiVZ und MySpace. Auf ihrer Website nutzt sie multimedial alle möglichen Kommunikationsmittel und "das nicht erst seit der Obama-Kampagne", wie sie betont.

Besonders die Möglichkeiten von Skype und Web-Konferenzen haben es ihr angetan, um bei Veranstaltungen dabei zu sein, an denen sie sonst nicht teilhaben könnte. Und natürlich hat auch sie durch Facebook alte Bekannte getroffen, interessante Menschen kennengelernt und die Fragen von politisch interessierten Usern beantwortet.

Doch für Lichtenberger ist nicht nur der berufliche und private Kontakt bei sozialen Netzwerken wichtig - ihr Interesse ist auch ein wissenschaftliches: "Ich versuche, diese neue Kommunikationswelt zu analysieren; mich für die Grünen und meine Arbeit im EU-Parlament mit Fragen zu Datenschutz und Netzüberwachung zu befassen." Die Gefahren des Social Web seien vielfältig - darüber müsse man aufklären und Gegenmaßnahmen entwickeln. "Aber solche, die nicht im Konflikt zu bürgerlichen Grundrechten im Netz stehen."

Die EU-Parlamentarierin sagt von sich selbst, eher ein "immigrant" im Netz zu sein, nicht unbedingt eine von den "natives". "Das verberge ich auch nicht." Generell wäre es aber "ziemlich dumm" die Möglichkeiten der Online-Kommunikation und all die neuen Netzwerke zu ignorieren.

Privat

"Ich bin cooler, ich bin toller, ich habe mehr Freunde." Für den Kabarettisten, Musiker und Autor Alf Poier wirken die diversen sozialen Netzwerke wie Plattformen "moderner Massenegonomie".

Bei MySpace und Facebook er daher eigentlich nur aktiv, weil er ständig Probleme mit Identitätsdiebstahl hatte. "Ich selbst bin ein leidenschaftlicher Telefonierer", erzählt er. Aber, weil man sich den Mechanismen nicht entziehen könne, sei es ihm und seinem Management wichtig, über seine Website im Internet professionell präsent zu sein.

Bestimmt könne man über Online-Kommunikation in sozialen Netzwerken auch interessante Menschen kennenlernen und Kontakte knüpfen - wer das allerdings nicht brauche, würde von "unserer konsum- und fortschrittsversauten Massengesellschaft" dazu gezwungen: "Man kann sich nicht aussuchen, ob man dabei sein will oder nicht." Denn das würde einem gesellschaftlichen Ausstieg gleichkommen.

Online-Kommunikation könne neben allen positiven Effekten auch krankhafte Formen annehmen, die jeder realen Beziehung im Wege stünden: "Jetzt mache ich Pippi. Jetzt ziehe ich die Hose wieder rauf! - Super, das hast du cool gemacht."

"Wir werden immer mehr zu Sklaven belangloser Scheinkommunikation und medialer Übersättigung! Ganz abgesehen von verheerenden sozialen Konsequenzen wie Überwachbarkeit und Kontrolle." (Rebecca Sandbichler/derStandard.at, 30.09.2009)

Mani Hausler