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Der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad ließ sich nach seiner Rede vor der Uno in New York im Iran feiern.

Foto: EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

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Die Revolutionsgarden testeten am Sonntag neue Raketen.

Foto: Reuters/STRINGER/IRAN

Die Revolutionsgarden starteten am Sonntag gleich neue Raketentests.

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Die US-Regierung will den Iran dazu drängen, internationalen Inspektoren schnellen Zutritt zu seiner zweiten, im Bau befindlichen Anlage der Urananreicherung zu gewähren. Wie die New York Times schreibt, wird das Weiße Haus verlangen, dass die Kontrolleure "innerhalb von Wochen" Personal befragen und Konstruktionspläne einsehen dürfen.

Zudem soll Teheran Computer aushändigen, auf deren Festplatten Experten Unterlagen für den Bau von Atomwaffen vermuten. Ein entsprechender Forderungskatalog soll offiziell am Donnerstag übergeben werden, wenn sich Vertreter der USA, der EU-Troika Großbritannien/Frankreich/Deutschland sowie Chinas und Russlands in Genf mit iranischen Abgesandten treffen.

US-Präsident Barack Obama hatte den Iran bereits am Samstag vor ernsten Konsequenzen gewarnt, sollte er im Atomstreit nicht einlenken. Zugleich betonte er seinen Willen, nach 30 Jahren Eiszeit ein besseres bilaterales Verhältnis anzustreben. "Mein Angebot, einen seriösen, sinnvollen Dialog zu führen, bleibt auf dem Tisch" , sagte Obama. "Aber der Iran muss jetzt ohne Abstriche mit der Internationalen Atomenergie-Agentur kooperieren."

Außenministerin Hillary Clinton rief die Emissäre des Iran auf, einen Zeitplan für Inspektionen vorzulegen. Sie begrüßte die Offerte des Leiters der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, Inspekteuren "in angemessener Zeit" die Türen der Atomfabrik nahe der heiligen Stadt Ghom zu öffnen. Verteidigungsminister Robert Gates wiederum äußerte sich überzeugt davon, dass Teheran nach der Atombombe strebt. Diente die Anlage bei Ghom friedlichen Zwecken, hätte man sie nicht verheimlichen müssen, sagte Gates in einem Interview des Fernsehsenders ABC. "Meine persönliche Meinung ist, dass die Iraner die Absicht haben, Nuklearwaffen zu besitzen." Ob sie dies bereits formal entschieden hätten, sei indes zweifelhaft. Gates glaubt allerdings, "dass es immer noch Spielraum gibt für die Diplomatie" .

In halbem Jahr betriebsbereit

Die neue Anlage bei Ghom mit Platz für rund 3000 Zentrifugen ist nach Schätzungen von Fachleuten frühestens in drei bis sechs Monaten betriebsbereit. Der Iran ist nach Expertenmeinung bereits technisch in der Lage, Atombomben zu bauen. Die neue Anlage werde möglicherweise genau zu diesem Zweck gebaut, erklärte der Leiter des Französischen Instituts für Strategische Analyse, François Gere, dem Parisien. Die "wahrscheinlichste These" sei, dass Teheran die Anlage geheim halten wollte, um dort schwach angereichertes Uran aus der international kontrollierten Anlage in Natanz bombenfähig zu machen.

Das Sonntagsblatt Le Journal du Dimanche berichtete, die USA, Frankreich und Großbritannien wüssten seit zwei Jahren vom Bau der neuen Anreicherungsanlage. Irans Atomchef Ali Akbar Salehi reagierte mit Unverständnis auf die Sorge des Westens: "Was regen die sich auf, ist doch alles legal und bei der internationalen Atomenergiebehörde rechtzeitig angemeldet."

Offenbar, um der Welt zu beweisen, dass der Iran sich von weiteren Sanktionen und militärischen Drohungen nicht einschüchtern lässt, starteten die Revolutionsgarden am Sonntag neue Raketentests. Zwei Kurzstreckenraketen des Typs Tondar und Fateh 110 seien zu Beginn des Manövers erfolgreich abgefeuert worden, berichtete der staatliche Fernsehsender.

Am Sonntagabend sollten im Zuge des Manövers "Großer Prophet Vier" mehrere Mittelstreckenraketen des Typs Shahab 1 und 2 zum Einsatz kommen. Die Tests sind auch eine erneute Botschaft an Israel. Falls Israel auf die Idee kommen sollte, die Atomanlagen des Landes zu bombardieren, dann werden die Garden ihre Shahab-3-Raketen mit einer angeblichen Reichweite von 2000 Kilometern einsetzen. Für Montag wurden weitere Tests mit Langstreckenraketen angekündigt. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2009)