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Die Unternehmen, die am Klischee festhalten, dass sich Frauen nicht für Technik oder Geld interessieren, vergeuden Wachstum, heißt es in einer aktuellen Untersuchung der Boston-Consulting-Group. Besonders hartnäckig hält sich das in der  Auto- und Finanz- sowie Versicherungsbranche.

Foto: APA/AP/Douglas C. Pizac

Boston/Ehekirchen/Wien - Unternehmen, allen voran Konsumgüterhersteller, sollten ihre Produkte künftig noch stärker auf die Bedürfnisse und Vorlieben von Frauen als wachsende Verbraucherinnenschicht ausrichten, unterstreichen aktuelle Untersuchungen.

"Immense Umsatzpotenziale" durch Kundinnen

Berechnungen der Managementberatung The Boston Consulting Group nach sind Frauen weltweit im Schnitt für 70 Prozent aller Konsumausgaben verantwortlich. Vor allem in westlichen Wirtschaftsnationen wie Österreich, Deutschland sowie den USA geben immer mehr Frauen konsumbezogen den Ton an.

Man geht davon aus, dass sich der jährliche Ausgabenwert von aktuell zwölf Bio. Dollar bis 2014 auf über 15 Bio. Dollar summiert - ein stark boomendes Segment für Unternehmen. "Produkte, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind, kommen immer mehr in Mode. Je nach Branche lassen sich immense Umsatzpotenziale ausschöpfen. Die Pharmaindustrie hat bereits gezeigt, dass es spezifische Medikamente für Frauen, Männer und Kinder gibt. Erst so lassen sich Segmente kreieren, die im Aufbau zwar viel kosten, sich langfristig aber auszahlen", sagt Unternehmensberater Gerhard A. Kluge.

Fraueneinkommen steigen

Dass sich die spezifische Produktkonzentration auf Frauen lohnt, zeigt sich auch mit Blick auf die Einkommenssituation. Der Boston Consulting Group nach klettert das Fraueneinkommen bis 2014 auf 15,6 Bio. Dollar - im Vergleich zu heute sind dies um fünf Bio. Dollar mehr. Weil auch die Zahl der berufstätigen Frauen weltweit bereits auf eine Mrd. gestiegen ist und in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich auf 1,2 Mrd. steigen wird, bieten sich für viele Unternehmen lukrative Absatzchancen. "Segmentbezogene, eher kleinere Losgrößen in der Produktion sind ein nachhaltiger Trend. Obwohl vor allem Branchen wie die Lebensmittel-, Bekleidungs- und Kosmetikindustrie die Zeichen der Zeit erkannt haben, hinken andere noch immer hinterher", so Kluge. 

Ignorante Auto und Finanzbranche

Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Ergebnissen der Boston-Consulting-Group-Erhebung, für die 12.000 Frauen aus 22 Ländern befragt wurden. Männerdomänen wie Versicherungen und Banken schneiden schlechter ab. Der Nachholbedarf in bestimmten Branchen wie der Automobilindustrie zeigt sich anhand der Antworten der Befragten. Knapp die Hälfte der interviewten Frauen gab an, von Unternehmen der Auto- und Finanz- sowie Versicherungsbranche sehr enttäuscht zu sein. 

Männliche Krise

Wer am Klischee festhält, dass sich Frauen nicht für Technik oder Geld interessieren, vergeudet Wachstum, heißt es in der Untersuchung. Um die KonsumentInnen der Zukunft zu gewinnen, komme es darauf an, die Werte, Wünsche und Aktivitäten ihres Alltagslebens im Zusammenhang zu sehen. Durch ein "eindimensionales Denken und schlichte Steigerungslogik" seien die Grundlagen gelegt, die in einer zunehmend von weiblichen Konsumentscheidungen geprägten Wirtschaftswelt (erneut) in eine männlich geprägte Krise führen, so das abschließende Untersuchungsfazit. (pte)