Bild nicht mehr verfügbar.

US-Hubschrauber auf dem von Kurden kontrollierten Flugplatz Harir im Nordirak. Die eingeflogenen US-Truppen sollen Verbindung mit den Auständischen im Nordirak herstellen

Foto: APA/AFP/Joseph Barrak

(zum Vergrößern)

Im Nordirak sind in der Nacht zum Donnerstag rund tausend Fallschirmjäger gelandet und haben ein strategisch wichtiges Flugfeld besetzt. Es ist dies die erste größere Stationierung von US-Truppen in diesem Teil des Landes.

***

Washington/Bagdad/Wien - Es handelt sich dabei um Soldaten der 173. Luftlandebrigade der US-Armee, die im oberitalienischen Vicenza stationiert ist, sagte ein Vertreter des US- Verteidigungsministeriums am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Der Sender CNN hatte davor von der Landung von rund 1000 Fallschirmjägern berichtet.

Laut einem anderen Beamten des Pentagon handelt es sich um die erste größere Stationierung von US-Truppen in diesem Teil des Landes. Nach Angaben der Informanten in Washington hat es bei der Landung der Fallschirmjäger keine Gegenwehr gegeben. Das strategisch wichtige Flugfeld sei besetzt worden, hieß es, um den Vormarsch gepanzerter Verbände zu sichern.

Verzögerte Aktion

Oberstleutnant Thomas Collins, Sprecher der US-Heeres-Sonderkommandos Südeuropa sagte in Rom, die Landung habe den Zweck, eine zweite, nördliche Front gegen die irakische Armee zu errichten. Er wollte nicht sagen, von wo die Einheit gestartet ist.

In Suleimaniya im Nordirak sagte unterdessen ein Sprecher der kurdischen Autonomieregierung, die Alliierten hätten Dienstag und Mittwoch angebliche Stellungen der mutmaßlich dem Al-Kaida- Netzwerk nahe stehenden Gruppe Ansar el Islam verstärkt bombardiert.

Der geplante Aufbau einer "alliierten Nordfront" im Irak hat sich durch die Weigerung der Türkei, die Stationierung von 62.000 amerikanischen Soldaten für eine Invasion des Irak zu genehmigen, bisher verzögert.

Die oberste Priorität der von den US-Truppen gebildeten Nordfront im Irak ist nach Angaben aus britischen Kreisen die Unterstützung der kurdischen Stellungen und weniger ein Angriff auf Bagdad.

"Der Schwerpunkt sei es, zu den kurdischen Stellungen zu gelangen, sich mit ihnen zu verbinden und dann eine undurchlässige Front zu bilden, hieß es am Donnerstag aus britischen Verteidigungskreisen in London.

Nach Einschätzung von Oberst Christopher Langton vom "International Institute for Strategic Studies" handelt es sich bei der Nordfront "nicht wirklich um eine Front. Es ist nur ein Teil der 10.000 Soldaten angekommen. Wenn sie eine Rolle im Kampf um Bagdad spielen sollte, kommt sie zu spät und die Art des Truppenaufmarsches wäre ungeeignet. Zwischen Mosul und Kirkuk im Norden und Bagdad ergibt sich dasselbe Problem wie in Südirak, wo man auf ziemlich gut verteidigte städtische Gebiete gestoßen ist sowie auf Einheiten der Republikanischen Garde in Tikrit. Daher würde eine kleine Truppe dieser Art nicht sehr viel erreichen, es sei denn, es würden würden Panzer eingeflogen. Doch das würde eine große Operation erfordern, wo jedes Flugzeug nur einen oder zwei Panzer gleichzeitig transportieren könnte."

Stabilisierung

Laut Robert Karniol von Jane's Defence Weekly ist die Stabilisierung des kurdischen Nordirak wichtiger als eine Ergänzung zum Vormarsch auf Bagdad. "Man hat hier bereits die Zeit nach dem Krieg und die möglichen Spannungen zwischen Kurden und Türken im Blick." (DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2003)