Stephan Benda an seinem Arbeitsplatz bei der "Verbund - Austrian Hydro Power", der Wasserkrafttochter des Verbund.

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Der 25-jährige Niederösterreicher ist beim Verbund unter anderem für die Instandhaltung der Wasserkraftwerke zuständig. Im Bild: Das Kraftwerk Wien-Freudenau erzeugt genug Strom, um damit die Hälfte aller Wiener Privathaushalte zu versorgen.

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Im Wasserbaulabor der TU Wien wird die Theorie mit der Praxis verbunden.

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Noch ist Wirtschaftsingenieurwesen - Maschinenbau ein von Männern dominiertes Studium. Benda wünscht sich einen höheren Frauenanteil.

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Die Abbruchquote an der TU beträgt zwischen 76 und 82 Prozent - wer sich durchbeißt, hat dafür gute Berufschancen. Benda: "Die meisten verzweifeln, wenn es mit Mathematik und Mechanik losgeht."

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Durchschnittliche Studiendauer: 7,5 Jahre. Drop-Out-Quote: überdurchschnittlich hoch. Das Studium Wirtschaftsingenieurwesen - Maschinenbau ist sicher nicht für jedermann geschaffen: Technik, Mathematik, Mechanik, Computerkenntnisse, Wirtschaft. Stephan Benda, 25, hat es in fünf Jahren geschafft und arbeitet seit Juli für das Elektrizitätsunternehmen Verbund. "Ich würde jedem empfehlen, im ersten Studienjahr die Zähne zusammen zu beißen", sagt er im Nachhinein. Man sollte "auf den Zug aufspringen", gemeinsam mit Kollegen lernen, sich gegenseitig helfen. Denn: Am Anfang seien die Hörsäle zwar noch voll, das reduziere sich aber rasch.

Ohne Lernen geht es nicht

Dass viele Studenten nach dem ersten Jahr aufgeben, erklärt sich Benda unter anderem mit der Schwierigkeit des Studiums: "Die meisten verzweifeln, wenn es mit Mathematik und Mechanik losgeht." Auch er habe im zweiten Jahr eine "Durststrecke" gehabt, "ich dachte, da ist doch zu viel Maschinenbau dabei." Um das Studium durchzuziehen, seien aber nicht nur mathematisches und technisches Verständnis nötig ("das wird überschätzt"), sondern auch Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Und eines ganz besonders: "Man muss lernen - nichts geht von selbst. Ich kenne Genies, die gescheitert sind, weil sie nicht genug gelernt haben."

Die hohe Abbruchquote erklärt sich Benda außerdem mit der Tatsache, dass viele seiner Kollegen an einer HTL und somit an einer berufsbildenden Schule maturiert hätten. "Die haben im Kopf: ‚Ich könnte schon arbeiten, warum soll ich mich noch fünf Jahre ‚quälen‘?‘", sagt er mit einem Lächeln.

Praktika in Tadschikistan und Argentinien

Vor Studienabschluss absolvierte der Niederösterreicher zwei Auslandspraktika: Er arbeitete rund zwei Monate lang für das staatliche Erdölunternehmen "Petroleum Sugd" in Tadschikistan, wo er für die Instandhaltung im Maschinenbau zuständig war. Weitere zwei Monate verbrachte er in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, wo er Erfahrungen im Labor für technische Strukturanalyse der Technischen Universität sammelte.

30 bis 40 Bewerbungen

Die anschließende Jobsuche dauerte fast ein halbes Jahr, Benda schickte zwischen 30 und 40 Bewerbungen aus. "Man glaubt, man findet schnell etwas, aber so ganz einfach war's dann doch nicht", erzählt er. Immerhin habe er von den meisten Firmen Antworten erhalten oder sei zu Bewerbungsgesprächen eingeladen worden. "Am Anfang ist es schwer, man weiß nicht genau, wo man hingehört", erklärt er die Schwierigkeiten bei der Jobsuche.

Bei seinem Arbeitgeber, dem Verbund, musste er nach Online-Bewerbung und Gespräch ein Assessment-Center meistern. Das Unternehmen stelle häufig TU-Absolventen ein, erklärt Fiona Coleman, Leiterin Recruiting und Personalmarketing. Darüber hinaus arbeite man mit der TU Wien zusammen, nutze das universitäre Career Center und stehe Studierenden bei Diplomarbeiten unterstützend zur Verfügung.

Wasserkraftwerke am Laufen halten

Seit Juli sitzt Benda als Projektingenieur der "Verbund- Austrian Hydro Power", der Wasserkrafttochter des Verbund, an seinem eigenen Schreibtisch. Der 25-Jährige ist unter anderem dafür verantwortlich, die Wasserkraftwerke des Unternehmens am Laufen zu halten sowie neue Projekte abzuwickeln. "Es geht zum Beispiel darum, in Kraftwerken neue Turbinensätze einzubauen oder neue Projekte in bestehenden Kraftwerken durchzuführen", erklärt er. Viel Zeit verbringe er mit Optimierungs-Berechnungen, dem Sammeln und Aufbereiten von Information und dem Schreiben von Stellungnahmen und Empfehlungen.

Technisches und wirtschaftliches Verständnis

Die Herausforderung als Berufseinsteiger beim Verbund liege unter anderem in der Größe des Unternehmens, das österreichweit mehr als 2.500 Mitarbeiter beschäftig. "Es ist schön, da mit zu arbeiten, man lernt und versucht, sich einzubringen", sagt der TU-Absolvent. Auch der bei Projekten einzuhaltende Zeitplan sei eine anspruchsvolle Aufgabe, „aber das ist im Projektmanagement immer so." Für seinen Job seien neben Ehrgeiz, Zuverlässigkeit und Motivation vor allem technisches Verständnis ("man sollte eine Ahnung haben von den Maschinen die man baut") und wirtschaftliches Know-How, zum Beispiel für Verhandlungen mit Lieferanten, wichtig. 

Geringe Frauenquote

Dass so wenig Frauen Wirtschaftsingenieurwesen - Maschinenbau studieren, findet Benda schade. Derzeit sind es etwas über drei Prozent, die Tendenz ist jedoch steigend. "Ich würde es auch Frauen empfehlen, denn lernen muss man überall", sagt er. Auch die TU selbst wirbt um einen höheren Frauenanteil: Insbesondere für dieses Studium seien "neben technischen und analytischen Stärken Sozialkompetenz, Vielseitigkeit und Kommunikationsstärke wichtige persönliche Eigenschaften", heißt es auf der Homepage. (Maria Kapeller, derStandard.at, 15.9.2009)