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Nicht alle Lehrerinnen und Lehrer, die den Unterricht ansprechend gestalten, sind auch für die Leitung einer Schule geeignet. Managementfähigkeiten sollen künftig stärker bewertet werden.

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 Der Job sei unattraktiv, deshalb gebe es auch immer weniger Bewerber, sagt der steirische Landesschulratspräsident.

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Wien/Graz - Sind gute Lehrer und Lehrerinnen auch automatisch gute Direktoren? Der steirische Landesschulratspräsident Wolfgang Erlitz sagt: "Nein." Und genau damit beginnt eine Reihe von Problemen. Denn viele "verkraften den Umstieg zum Direktor nicht" , sagt Erlitz im Gespräch mit dem Standard. Wer vorher Lehrergewerkschafter war oder versierter Pädagoge, finde sich dann plötzlich in einer Leitungsfunktion wieder, wo er oder sie Direktiven vorgeben müsse.

Dazu kommt, dass die bisherigen Auswahlverfahren für die Bestellung von Schulleiterposten lückenhaft sind. Genau um diese Auswahlverfahren an den Wiener Pflichtschulen ist am ersten Schultag jetzt eine neue Debatte entstanden. Denn durch die "jahrzehntelange Parteibuchwirtschaft bewerben sich immer weniger geeignete Kandidaten und Kandidatinnen" , konstatiert Susanne Jerusalem, die Schulsprecherin der Wiener Grünen. So kämen auch immer wieder Bewerber auf Direktorenposten, die im Assessment (AC) etwa bei den sozialen Fähigkeiten nicht gut abgeschnitten hätten. So gibt es Bewertungen durch einen externen Gutachter, der einer Erstgereihten bescheinigte, "während des Assessments wenig authentisch" gewesen zu sein und verabsäumt zu haben, "auf Ideen, Meinungen und Interessen anderer einzugehen" .

"Die Erstgereihten müssen dann genommen werden", sagt die Grünen-Gemeinderätin. Wenn es dann in den Schulen mit den Direktoren oder Direktorinnen nicht klappe, gebe es kein formalisiertes Verfahren, "wie man diese wieder loswerden kann", kritisiert Jerusalem.

Man werde die Wiener Schulleiter sicher nicht pauschal verunglimpfen lassen, lautet die Reaktion der Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl auf die Kritik der Grünen. "Eine Neuausschreibung kann nur erfolgen, wenn formale Kriterien nicht erfüllt werden" , sagte ein Sprecher Brandsteidls. Derzeit arbeite man an einem neuen Kriterienkatalog, bei dem im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, Soft Skills wie soziale Fähigkeiten, aber auch Managementqualitäten, stärker einfließen können.

Auch in der Steiermark versucht man seit einigen Jahren die Auswahl der Schulleiter über Assessmentcenters zu verbessern. Neben den formalen Kriterien werden in einer letzten Ausleserunde über Rollenspiele und Direktbefragungen vor einem Gremium Konfliktlösungskompetenzen oder Kommunikationsfähigkeiten überprüft. Es gehe darum, ob die Kandidaten grundsätzlich "direktorabel" seien.

Aber nicht jeder ist für jede Schule geeignet. Daher werden in Zukunft die Kandidaten direkter auf das jeweilige Schulprofil abgetestet. Das eigentliche Problem sei aber die Unattraktivität des Postens. Im Pflichtschulbereich meldet sich laut Erlitz bisweilen nur noch eine Kandidatin an. "Die Bezahlung stimmt nicht, es gibt immer mehr administrative Arbeit und, wie im Pflichtschulbereich, nicht einmal ein Sekretariat." Damit drohe aber eine Gefahr: In den Leitungspositionen im Pflichtschulbereich könne es auf absehbare Zeit zu einer Negativauslese kommen.

Schulstart für Morgenmuffel

Die Wiener Grünen forderten am Montag die Verlegung des Unterrichtsbeginns ab der fünften Schulstufe auf 9 Uhr. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen würde bei Jugendlichen die Leistungskurve erst um diese Zeit ansteigen, sagte Jugendsprecherin Claudia Smolik. Mit der Pubertät verschiebe sich der Zeitpunkt, an dem das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet wird, um zwei Stunden nach hinten. Die Folge: Zwischen 6.30 und 7 Uhr sei der jugendliche Organismus auf dem absoluten Tiefpunkt. (Bettina Fernsebner-Kokert, Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 8.9.2009)