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Das Wrack liegt in sechs Metern Tiefe im Ohrid-See und soll untersucht werden

APA/GEORGI LICOVSKI

Belgrad/Ohrid - Das Wetter am Samstag war schön, der Ohrid-See ruhig. Nichts deutete auf eine Tragödie hin, als eine Gruppe bulgarischer Touristen am Samstag das Schiff "Ilinden" bestieg. Sie wollten das Kloster "Heiliger Naum" in rund 30 km Entfernung von der Stadt Ohrid an der Grenze zu Albanien besuchen. Kurz nach der Abfahrt, 251 Meter von der Küste entfernt, kippte das Schiff plötzlich auf die rechte Seite und versank. Zwei Touristenschiffe, die sich in der Nähe befanden, eilten den um ihr Leben schwimmenden, vorwiegend älteren Menschen zur Hilfe. Wenig später kamen Rettungsmannschaften und Taucher. Für fünfzehn Passagiere war es jedoch zu spät, sie ertranken im See.

Offizielle Angaben über die Ursachen des Unglücks sind nicht bekannt. "Das Seil, das das Steuerrad mit dem Außenruder verbindet, ist wahrscheinlich gerissen", sagte Saso Tockov, Vorsitzender des Roten Kreuzes in Ohrid, dem Standard. Die Untersuchung werde jedenfalls ohne größere Schwierigkeiten vorankommen, denn das Schiff versank in einer Tiefe von nur 6,2 Metern - der Ohrid-See, Unesco-Weltkulturerbe, ist stellenweise bis zu 286 Meter tief. Unter den Überlebenden seien keine Schwerverletzten, erklärte Tockov. Nachrichtenagenturen hatten zwei Schwerverletzte gemeldet.

Die "Ilinden" wurde 1924 in Deutschland gebaut und im Mai vor der Sommersaison technisch geprüft. Auf dem für 45 Passagiere registrierten Schiff befanden sich während des Unglücks mindestens 57 Personen. Der Kapitän, der zunächst im Spital behandelt worden war, wurde am Sonntag verhaftet. Der mazedonische Verkehrsminister Mile Janakievski trat "aus moralischen Gründen" zurück. Die mazedonischen Behörden versprachen eine gnadenlose Untersuchung des Unglücks.

Für Montag kündigte Sofia einen landesweiten Trauertag an, in Mazedonien wurde bereits der Sonntag zum Trauertag deklariert. Die bulgarische Regierung entsandte ein Flugzeug für den Rücktransport der Überlebenden und der Leichen. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 7. September 2009)