Gisela Weiss und Grete Maier in ihrem Geschäft: Familie Weiss aus Stadlau stellt seit 1924 Seifen her.

Foto: STANDARD/Robert Newald

Wien - "Mozart" und "Mariandl" waren noch in Arbeit, als Friedrich Weiss starb. "Die Etiketten hatten wir schon" , sagt seine Schwester Gisela, "aber die Seifen dazu sind sich nicht mehr ausgegangen." Familie Weiss aus Stadlau stellt seit 1924 Seifen her, Friedrich Weiss erfand stets neue Duftnoten - von Arnica bis Zimtöl reicht das Sortiment. 2004 starb er nach einem Aorta-Riss. Seither kümmern sich seine Schwestern Gisela Weiss und Grete Maier ums Familienunternehmen in der Langobardengasse 26.

Allerdings nicht mehr lange: Die beiden betagten Damen verkauften das Geschäft samt Fabrik vor kurzem an eine Immobilienfirma. In spätestens drei Monaten muss nicht nur die Produktionshalle ausgeräumt, sondern auch das Geschäft seifenfrei sein.

Weshalb die Schwestern von Montag bis Freitag im kleinen Geschäft mit den mächtigen dunklen Regalen stehen und den Restbestand unter die Leute bringen. "Die günstigeren sind schon alle weg" , sagt Weiss "aber von den teureren ist noch einiges da." Die Amaranthöl-Seife zum Beispiel kommt auf 29,85, die "Rose von Stadlau" auf 14,45 Euro. Als Grundrohstoff verwendete Wiens letzter Seifensieder bei allen Produkten Kokosöl.

Streng geheime Rezepte

Was mit den streng geheimen Familienrezepten nach dem Abriss der Fabrik passieren soll, ist noch ungewiss. "Wir haben uns zwar eine Zeit lang nach einem Nachfolger für unseren Bruder umgesehen" , sagt Weiss, "aber das waren lauter Aussteiger, die vom Seifemachen keine Ahnung hatten."

In der Stadlauer Seifensiederei trudelten regelmäßig Bestellungen aus ganz Europa ein. Immer wieder seien Leute aus dem Ausland extra angereist, um sich den Produktionsort ihrer Lieblingsseife anzuschauen, erzählt Weiss. Die Seifensiederei war auch lange Zeit wichtiger Putz- und Waschmittelnahversorger. Von Kernseife über Waschpulver bis zur Zahnpasta gab's so ziemlich alles, was mit Saubermachen zu tun hat. "Es tut schon weh, dass das alles jetzt vorbei ist" , sagt Gisela Weiss. Die Geschäftsauflösung ist dabei nicht ihre einzige Sorge: Sie muss sich auch eine neue Wohnung suchen. Denn momentan wohnt sie noch direkt über dem Verkaufslokal.(Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe 3.9.2009)