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Leo Wallner (73) denkt über einen Rücktritt als ÖOC-Chef nach.

Foto: APA/Pfarrhofer

Sie glauben gar nicht, wie viel Lob und Ehrungen ich aushalten kann" , sagte Generaldirektor Diplomkaufmann Dr. Leo Wallner, als ihm im März 2006 der Titel eines Ehrensenators der Wirtschafts-Uni Wien verliehen wurde. Und Wallner hatte diesbezüglich einiges auszuhalten in seinem Leben, etwa das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich 1992, und seit 2005 sind seine Hand- und Fußabdrücke auf der Straße der Sieger auf der Mariahilfer Straße verewigt, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen.

Seit Februar 2006, als der Turiner Olympiaskandal auf die Welt kam, hat er als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) einiges auszuhalten, den Streit mit dem Skiverband, die Geschichten um die finanziellen Gebarungen im ÖOC bei den erfolglosen Bewerbungen Salzburgs für die Winterspiele 2010 und 2014.

Wallner kam am 4. November 1935 als Sohn eines Holzhändlers und Abgeordneten in Amstetten zur Welt, wollte Briefträger, Lokomotivführer oder Pfarrer werden, studierte aber dann doch Welthandel in Wien. Von 1957 bis 1960 führte er den Vorsitz der österreichischen Hochschülerschaft, 1964 holte Bundeskanzler Josef Klaus das Cartellverbandsmitglied als wirtschaftspolitischen Berater in sein Team. 1968 wurde er Generaldirektor der Casinos Austria, wirkte als solcher bis 2007 und machte aus dem staatlichen Glücksspiel einen auf allen Kontinenten agierenden Betrieb. Für sich persönlich lehnte Wallner Glücksspiel stets ab. Er hat drei Kinder und war mit Kammersängerin Elisabeth Kales verheiratet, die 2005 starb.

1990 übernahm Wallner die Präsidentschaft im ÖOC, es folgten gute Zeiten für den österreichischen Sport. Seit 1998 ist Wallner Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Anfang dieses Jahres musste der langjährige ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth gehen, der Präsident wurde einstimmig für vier weitere Jahre gewählt. Auch jetzt bekräftigt der Chef, er habe von den finanziellen Ungereimtheiten nichts gewusst. "Mir ist auch nie etwas aufgefallen, denn sonst hätte ich das sofort gemeldet und die Konsequenzen gezogen" , sagt Wallner, der von Jungwirth "schwer enttäuscht" ist. Sportminister Norbert Darabos sprach gestern davon, dass die Präsidentschaft eine Angelegenheit des ÖOC sei, aber ein "Generationenwechsel" diesem wohl guttun würde.

Und Wallner, der in Zeiten wie diesen als ÖOC-Chef nicht von Lob und Ehrungen geplagt wird, schließt einen Rücktritt nicht aus. (Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE 2.9. 2009)