Bild nicht mehr verfügbar.

Die Finanzierung von Arcandor-Versandgruppe scheint gesichert.

Foto: AP/Michael Probst

Essen - Eines der größten Insolvenzverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte ist eröffnet: Für die wichtigsten Gesellschaften des Handels- und Touristikriesen Arcandor hat das Amtsgericht in Essen am Dienstag das Verfahren eröffnet. Damit steht dem Konzern voraussichtlich die Zerschlagung bevor. Zunächst laufen Verfahren für 15 Arcandor-Gesellschaften, darunter die Holding Arcandor AG sowie die Töchter Karstadt Warenhaus GmbH und die Versandhandelsunternehmen Primondo GmbH und Quelle GmbH. Mit weiteren Verfahren sei zu rechnen.

Insgesamt muss das Essener Gericht über rund 40 Einzelanträge entscheiden. Elf weitere Verfahren werden von anderen Gerichten bearbeitet. In der vergangenen Woche hatte das Amtsgericht Fürth bereits die Insolvenzverfahren für drei Quelle-Tochterunternehmen eröffnet. Ende August war das dreimonatige Insolvenzgeld ausgelaufen.

Die Gewerkschaft Ver.di forderte unterdessen Klarheit für die Beschäftigten. Die Investorensuche für die Karstadt-Warenhäuser müsse mit Nachdruck vorangetrieben und vor dem Weihnachtsgeschäft abgeschlossen werden, sagte die stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane in Berlin. Nach großen finanziellen Opfern in den vergangenen Jahren könne es einen Sanierungsbeitrag der Mitarbeiter nur mit einem soliden Geschäftsplan und Sicherheiten für die Beschäftigten geben. 

Kritik an Vorstandschef

Eine "Spende" ohne nachhaltige Perspektiven komme nicht infrage. Jenseits der Tarifbindung das Einkommensniveau zu senken, sei indiskutabel.  Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick bleibt in der Kritik: Beobachter rechnen nach der Eröffnung der Insolvenzverfahren mit einem Abgang des ehemaligen Telekom-Managers. Eick, der dann nur ein halbes Jahr an der Arcandor-Spitze gestanden hätte, hat mit den Gesellschaftern des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim auch für den Fall einer Insolvenz die Zahlung seines gesamten Gehalts aus seinem Fünf-Jahres-Vertrag von bis zu 15 Mio. Euro vereinbart.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte an, angesichts der teils nach wie vor exorbitanten Zahlungen an Manager über weitere Gehaltsgrenzen für die Wirtschaftseliten nachdenken zu wollen. Sie zeigte sich vor allem erstaunt über die hohe Abfindung von Eick. "Dafür habe ich absolut kein Verständnis", sagte Merkel bei der Aufzeichnung der "Münchner Runde" des Bayerischen Rundfunks. "Man muss überlegen, ob man da was machen kann."

Merkel zeigte sich auch offen dafür, weitere Regelungen einzuführen, die zu Abzügen bei den Gehältern führen können, wenn Manager versagen (sogenannte Malus-Regelungen). Entsprechende Vorschläge hatte kürzlich die französische Regierung gemacht. (APA)