Sieht toll aus, ist aber leider ziemlich unrealistisch: Vorschlag des Architektenteams Henke Schreieck für die Erweiterung des Wien Museums am Karlsplatz

Visualisierung: Henke Schreieck

Wien - Der Wahlkampf hat bereits begonnen: Andreas Mailath-Pokorny, der Wiener Kulturstadtrat (SP), kündigt im Gespräch mit dem Standard einen Neu- oder zumindest Erweiterungsbau für das Wien Museum an, der in der nächsten Legislaturperiode realisiert werden soll. "Bis zur Wahl" - wann immer sie im Jahr 2010 ist - will er die Entscheidungsgrundlagen für einen internationalen Architekturwettbewerb vorbereitet haben.

Wolfgang Kos, der Direktor des Wien Museums, vernahm die Kunde beim Wandern "mit großer Freude": Er kämpft seit Jahren um eine Erweiterung - und hat der Stadtregierung längst seine Ideen für ein "Museum des 21. Jahrhunderts" vorgelegt. Seiner Ansicht nach entspricht das Gebäude am Karlsplatz von Oswald Haerdtl aus dem Jahr 1959 längst nicht mehr den Erfordernissen eines zeitgemäßen Museumsbetriebes: Weder gibt es genügend Platz für die neu konzipierte Dauerausstellung (mehrere erweiterbare Module zur Stadtgeschichte, zu spezifischen Themen und auch zu Konflikten), noch für die Vermittlung.

Denkbar seien zwar Erweiterungen über und unter der Erde: Letztes Jahr ließ Kos von drei Architekturbüros (Henke Schreieck, Querkraft und Adolf Krischanitz) Vorschläge erarbeiten. Am liebsten wäre dem Direktor aber ein Neubau an einem anderen Ort. Denn das gegenwärtige, unter Denkmalschutz stehende Gebäude liegt, verborgen hinter Bäumen, ziemlich abseits.

Ein Museum, das "heiße Themen einer Stadt" behandle und den Austausch mit der Bevölkerung brauche, solle aber "möglichst zentral liegen": Kos wünscht sich ein Flanierpublikum und bestmögliche Verkehrsanbindung. Zusammen mit seinem Team hat er bereits zwei, drei denkbare Baugründe ausfindig gemacht.

Definitiv nicht dabei ist die Donauplatte (auch wenn dies Bürgermeister Michael Häupl gerne hätte): Der Landstreifen jenseits der Donau sei "bereits durch die Hochhäuser" bestimmt. Ein Objekt mit 10.000 Quadratmetern hätte kaum noch Chancen, "ein architektonisches Landmark zu sein".

Auch Mailath-Pokorny spricht sich "prinzipiell für einen Neubau" und ein "architektonisches Signal" aus. Aber er will sich "nicht festlegen": Die Standortfrage müsse zunächst von den Magistratsabteilungen und externen Fachleuten geklärt werden. Der Kulturstadtrat denkt an einen "offenen, transparenten Diskussionsprozess" ohne Zeitdruck. Als Ergebnis wünscht er sich ein Museum, das "state of the art" und auch Anlaufstelle für Touristen sein soll.

Über die Kosten und die Finanzierung hat man sich im Kulturamt scheinbar noch keine Gedanken gemacht. Direktor Kos hingegen kann zumindest mit Daumen-mal-Pi-Schätzungen aufwarten: "Eine Erweiterung am Karlsplatz würde vielleicht 25 bis 30 Millionen Euro kosten; allein fünf Millionen wären für die Sanierung des bestehenden Gebäudes notwendig. Ein Neubau käme wohl doppelt so teuer." (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30. August 2009)