Nicht die Taliban und ihre Gewalttaten gegen Wähler haben die afghanischen Präsidentschaftswahlen ruiniert. Das hat schon Amtsinhaber Hamid Karsai selbst besorgt, den die internationale Gemeinschaft 2001 mit großen Hoffnungen in Afghanistan installiert hat und der sich seitdem an der Macht halten kann. Seine Allianzen mit Warlords und Kriminellen zum Zwecke der Stimmenvermehrung haben ihm nicht genügt, es musste auch noch bei den Wahlen selbst in großem Stil getrickst werden. Wobei ihm selbst natürlich nichts nachzuweisen sein wird, er kann ja schließlich nichts für Aktionen seiner treuen Anhänger.

Ist das alles eine Überraschung? Natürlich nicht. Selbstkritisch müssen sich die Medien fragen, ob die Bejubelung des reinen Faktums, dass diese Wahlen abgehalten wurden - notabene Präsidentschaftswahlen, nicht etwa einer Volksvertretung - nicht selbst zur Karsai-Propaganda wurde. Für Wahlen dieser Art wäre der mediale Aufwand wirklich nicht nötig gewesen. Wozu dann? Um sich selbst zu beweisen, dass sich der Krieg, den der Westen dort seit Jahren führt, lohnt? Nein, an diesen Wahlen gemessen lohnt er sich nicht.

Das haben die USA auch Karsai direkt kommuniziert. Neu ist, dass sie es publik machen: US-Offizielle bestätigten den heftigen Streit zwischen Karsai und US-Sondergesandten Richard Holbrooke über die Qualität der Wahlen. Viel ändern wird es vorerst nicht. Und die USA sind nach eigenem Selbstverständnis ohnehin um ihrer selbst willen in Afghanistan: um Al-Kaida zu bekämpfen. Auch über die Sinnhaftigkeit dieses Anspruchs könnte man streiten. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 29.8.2009)