La Rochelle - Nach monatelangen Grabenkriegen will die französische Sozialistenchefin Martine Aubry das Heft in ihrer Partei wieder in die Hand nehmen. Sie wolle die Sozialistische Partei (PS) "von A bis Z" erneuern, sagte die Oppositionsführerin am Freitag zum Auftakt des traditionellen Sommertreffens der Sozialisten Partei in La Rochelle. Die Bürgermeisterin der nördlichen Industriemetropole Lille und frühere Arbeits- und Sozialministerin bekräftigte ihre Bereitschaft, den nächsten Präsidentschaftskandidaten in einer "offenen Urwahl" zu bestimmen, zu der womöglich auch Anhänger anderer Parteien zugelassen würden. Davor will sie aber am 1. Oktober eine Mitgliederbefragung zur Reform der Partei abhalten lassen.

Bis zum Sommer 2010 wolle sie die Erneuerung der Partei, die 1981-86, 1988-93 und 1997-2002 regierte, in Organisation und Funktionsweise abschließen, sagte Aubry. Die Urwahl des Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2012 fasst sie für 2011 ins Auge. Aubry hatte im vergangenen November die frühere Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal im Kampf um die PS-Führung nur äußerst knapp ausgestochen. Seitdem ist die Partei nicht zur Ruhe gekommen. Verschiedene Lager arbeiteten weiter gegeneinander, was die Sozialisten daran hinderte, als wichtigste Oppositionspartei geschlossen gegen den konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy aufzutreten.

Am Donnerstag hatte Aubry auf Druck von Teilen der Partei einer "offenen Urwahl" des Präsidentschaftskandidaten zugestimmt. Die Modalitäten sind aber noch unklar und äußerst umstritten, darunter die Fragen, welche Anhänger anderer Parteien teilnehmen dürfen und ob auch Kandidaten aus anderen Parteien zugelassen werden. (APA)