Gekommen, um zu bleiben: Die Asiatische Buschmücke

Foto: C. Kaufmann

Zürich - Eine invasive Stechmückenart verbreitet sich in unseren Nachbarländern: Wie Forscher der Universität Zürich berichten, hat die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) in der Schweiz und im angrenzenden Deutschland bereits eine Fläche von 1.400 Quadratkilometern besiedelt. Es sei der erste Nachweis der Ausbreitung einer invasiven Mückenart in Zentraleuropa.

Aedes japonicus kann Viren wie etwa das für Menschen gefährliche West-Nil-Virus übertragen. Die Mückenart kommt ursprünglich aus Japan, Korea und China. Sie wurde 1998 nach Nordamerika eingeschleppt, wo sie sich seither ausbreitet. In Frankreich wurden im Jahr 2000 einige Larven entdeckt, die Mücken konnten dort aber erfolgreich ausgerottet werden. In Belgien existiert seit 2002 eine lokal begrenzte Population dieser Mückenart, bei der jedoch keine weitere Ausbreitung beobachtet wurde.

Nachweise

"In der Gegend von Lenzburg wurden im Sommer 2008 Klagen über lästige und aggressive Stechmücken laut", erklärte Alexander Mathis vom Institut für Parasitologie der Universität Zürich. Zur Identifizierung der Mücken wurde ein unvollständiges weibliches Insekt dem Institut für Parasitologie, dem nationalen BVET-Referenzzentrum für Arachno-Entomologie, eingesandt. "Wir konnten feststellen, dass es sich um keine einheimische europäische Art handelt", so Mathis.

Den Wissenschaftern ist es gelungen, an mehreren Brutplätzen Larven der Mücke zu entdecken. "Als Brutplätze reichen den Stechmücken schon temporäre Pfützen und sogar Blumenvasen auf Friedhöfen." In den über 3.500 untersuchten Brutplätzen wurden Larven von neun einheimischen Stechmückenarten gefunden. "An den Orten, wo Aedes japonicus vorkommt, ist sie häufiger zu finden als die sonst häufigste europäische Mückenart Culex pipiens", führte Mathis aus. Das sei ein Hinweis darauf, dass die Spezies gegenüber heimischen Stechmücken sehr kompetitiv ist.

Gegenmaßnahmen

"Da Aedes japonicus Überträger verschiedener Viren ist, sollten die Überwachung dieser Mücke sowie Kontrollmassnahmen geprüft werden", riet Mathis. Eine Bekämpfung würde aus einer Kombination aus Insektiziden mit dem Bacillus thuringensis und einer aktiven Aufklärung der Bevölkerung bestehen. "Viele Menschen wissen nicht, dass auch kleine Pfützen oder Blumenvasen bei 25 Grad Celsius innerhalb einer Woche zu einer Massenvermehrung der Stechmücken führen", so Mathis. "In Singapur sind 500 Kontrollorgane damit beschäftigt, die Bevölkerung darüber aufzuklären und Maßnahmen zur Beseitigung allfälliger Brutplätze einzuleiten." 

Gelsenforscher: Situation in Österreich kaum verändert

Keine erhöhte Gefahr erwartet der österreichische Gelsenforscher Berhard Seidel durch neu einwandernde Arten. Der Grund: Es gibt in Österreich bereits einige Gelsen-Arten, welche die Krankheiten - theoretisch - übertragen könnten. Die Buschmücke würde - so sie auch nach Österreich kommt - nicht viel an der Situation ändern, sagte Seidel am Montag. So gab es auch in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Erkrankungen durch das West-Nil-Virus. Spätestens im Jahr 2008 wurde eine vergleichsweise harmlose Variante des Virus in Österreich erstmals nachgewiesen. In Europa und in den USA kursiert der Erreger schon länger, dabei auch eine wesentlich aggressivere Form.

Das Einschleppen eines potenziellen Überträgers in einem Gebiet reiche nicht aus, um bestimmte Krankheiten ausbrechen zu lassen. "Es braucht schon auch den Erreger dazu", so Seidel. Krank macht schließlich das Virus und nicht die Stechmücke. Ist beides vorhanden, kann es allerdings rasch gehen, wie das durch das Usutu-Virus verursachte Amsel-Sterben zeigte. Auch dieses Virus wurde über Stechmücken übertragen.

Vor allem Culex-, Anopheles- und Aedes-Arten gelten als potenzielle Krankheitsüberträger. Dazu kommt, dass die sogenannten Hausgelsen (u.a. viele Culex-Arten) in menschlichen Behausungen überwintern, was die Gefahr von Übertragungen verschärft. Von den sogenannte Überschwemmungsgelsen, die heuer schon in zwei Wellen weite Teile Österreichs heimsuchten, gehe dagegen derzeit kaum eine Gefahr aus. "Dazu läuft deren Vermehrungszyklus zu rasch ab", so Seidel. (pte/APA//red)