Wien - Die Volksbank AG (ÖVAG) - Spitzeninstitut der heimischen Volksbankengruppe - streicht in den nächsten zwei bis drei Jahren nahezu jede zehnte Stelle. In Summe werden rund 900 Mitarbeiter abgebaut, davon rund 200 im Inland. Im Aufsichtsrat am Donnerstag wurde eine Redimensionierung der Bank abgesegnet. Im ersten Halbjahr 2009 brachten teure Kreditvorsorgen von 294 Mio. Euro einen Vorsteuerverlust von 139 Mio. Euro.

2008 beschäftigte die ÖVAG insgesamt 8.587 Mitarbeiter, davon 6.552 im Ausland - also in den Osttöchtern - und 2.035 in Österreich.

Auch im Gesamtjahr 2009 wird es Verluste geben. Eine entsprechende Gewinnwarnung hat die ÖVAG bereits im Juli abgesetzt, zugleich mit der Ankündigung, dass die Bank für heuer keine Zinsen auf die Milliarde Partizipationskapital zahlen wird können, die der Staat im Frühjahr eingeschossen hat. Neuerlich bekräftigt hat der Vorstand am Donnerstag, dass das staatliche PS-Kapital "so rasch wie möglich" zurück gezahlt werden soll.

Empfindliche Kreditausfälle zu erwarten

Die Bank rechnet wegen der schlechten Wirtschaftslage mit teils empfindlichen Kreditausfällen für die Finanzbranche auch noch im Jahr 2010.

Der Aufsichtsrat hat heute eine "Neustrukturierung" der ÖVAG fixiert, mit Redimensionierung aufs Kerngeschäft. Die "Mittelfristplanung" sieht nun den Abbau von etwa 900 Mitarbeitern vor - 700 davon im Ausland und 200 in Österreich. Man habe vor, dies so weit wie möglich mit natürlichen Abgängen abzufedern, sagte ein Sprecher.

Die heute im Aufsichtsrat diskutierten Maßnahmen wurden vom Vorstand als "ein wesentlicher Schritt nach vorne" und als "Basis für eine Neustrukturierung des Konzerns" bewertet. Künftig soll sich die Bank auf das kundennahe Kerngeschäft konzentrieren und auf Spitzeninstitutsfunktionen für die regionalen Volksbanken. Der geplante (sektorinterne) Verkauf von fünf Regionalbanken (Volksbank Wien, Volksbank Linz-Mühlviertel, Ärztebank, Immo-Bank und VB Factoring) werde noch 2009 erfolgen.

Der "Neustart" für die ÖVAG sieht nach Vorstandsangaben Einschnitte in einzelnen Geschäftsfeldern vor. Der Masterplan werde in den nächsten Monaten umgesetzt. Die Neustrukturierung werde aber im 3. und 3. Quartal noch weitere Belastungen nach sich ziehen, kündige Vorstandschef Gerald Wenzel in einer Mitteilung an die Medien an.

900 Millionen Abschreibungen 2008

Die ÖVAG ist von der Finanzkrise, insbesondere vom Beinahe-Kollaps der einstigen Tochter Kommunalkredit, getroffen worden. Auf 900 Millionen Euro summierten sich im Jahr 2008 die Abschreibungen. Das Debakel um die notverstaatlichte Kommunalkredit sowie teure Abschreibungen auf Wertpapiere (Lehman, Island etc.) und auf Immobilienaktivitäten (Europolis) haben die viertgrößte Bank Österreichs im abgelaufenen Jahr tief in die roten Zahlen gebracht. Selbst unterm Strich blieben 152 Mio. Euro Nettoverlust. Der Vorsteuerverlust belief sich 2008 auf 402 Mio. Euro. Im laufenden Jahr lasteten wieder "Wertkorrekturen" und rezessionsgedingt höhere Kreditvorsorgen auf dem Ergebnis.

Im heurigen 2. Quartal hat die Bank mit Staatshilfe (PS-Kapital) ihr Eigenkapital aufgestockt, damit sei die Eigenmittelquote auf 12,5 Prozent angestiegen, hieß es heute in der Mitteilung. Diese Quote liege um mehr als 3 Prozentpunkte über dem Erstquartalswert. Der Überschuss der Eigenmittel über das regulatorische Erfordernis liege bei knapp 1,5 Mrd. Euro. Wenzel bezeichnete die Liquiditätsspeicher als voll. Stabilisierend wirke das Retailgeschäft. Das operative Ergebnis wurde im Detail nicht beziffert, aber als "weiterhin zufriedenstellend" angegeben. Bei den Primärmitteln meldete die Bank einen Anstieg um 5,8 Prozent.

Die Bilanzsumme betrug Ende Juni in etwa unverändert 53 Mrd. Euro. Die regionalen Volksbanken - sie sind die Haupteigentümer der ÖVAG - haben ihre Bilanz im 2. Quartal um 9 Prozent erhöht, berichtete Volksbanken-Generalanwalt und ÖVAG-Aufsichrsratschef Hans Hofinger, der der Primärstufe eine hohe Ertragskraft bescheinigte. (APA)