Der römische Bronze-Pferdekopf

Foto: Jürgen Bahlo (RGK/DAI)

Frankfurt - Der Fund eines lebensgroßen Pferdekopfs einer vergoldeten römischen Reiterstatue versetzt deutsche Archäologen in Aufregung. "Diese Bronzeskulptur gehört qualitativ zu den besten Stücken, die jemals auf dem Gebiet des ehemaligen Römischen Reichs gefunden wurden", präsentierte Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann in Frankfurt die Entdeckung, die bei bei Ausgrabungen in der römischen Stadt Waldgirmes (Gemeinde Lahnau / Lahn-Dill-Kreis) gemacht worden war. "Der Fund hat wegen seiner künstlerischen Qualität und seiner Provenienz eine weit über Hessen und auch über den nordalpinen Raum hinausgehende Bedeutung", betonte die Ministerin.

Im Rahmen der seit mehreren Jahren durchgeführten Ausgrabungen waren immer wieder Bruchstücke eines lebensgroßen Reiterstandbilds zutage gefördert worden. Mehr als 100 Teile sollen es insgesamt sein. Bei der Freilegung eines der beiden bisher nachgewiesenen Holzbrunnen wurde kürzlich der fast vollständige Pferdekopf gefunden. Der mit Goldfolie verzierte Kopf lag auf der Brunnensohle, gab das Deutsche Archäologische Institut bekannt. Das Zaumzeug des Pferds ist mit sechs Zierscheiben reich geschmückt. Auf der Stirn befindet sich eine Platte mit der Darstellung des Kriegsgottes Mars, an den Seiten sind so genannte Viktorien (Siegesgöttinnen) angebracht.

Hintergrund

Die Reiterstatue, die wohl Kaiser Augustus darstellt, der von 23 vor bis 14 nach Christus regierte, muss in den Jahren 4 oder 3 vor Christus - zur Zeit der Anlage der römischen Stadt Waldgirmes - aufgestellt worden sein. Um 9 nach Christus, nach der Niederlage des Varus in der so genannten "Schlacht im Teutoburger Wald", gaben die Römer die Stadt auf. 

Das Standbild wurde nach Einschätzung der Fachleute vermutlich von nachfolgenden Germanen zerschlagen und der Pferdekopf rituell in dem Brunnen versenkt, während die anderen Reste weiterverwendet werden sollten. (red)