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"Nun nach einem Jahr Abschluss mäandere ich jedoch als holy housewife in ewigen Ferien und versuche den Berufseinstieg zu schaffen. In Zeiten der Krise und mit einem geisteswissenschaftlichen Studium keine Leichtigkeit. Denn wenn es Jobs gibt, so übersteigen diese das Stundenpensum, das ich managen könnte, um ein Vielfaches. Und Supernanny und Lottogewinne sind überraschenderweise auch noch keine über mich herein gebrochen", schreibt Elisa Antoni.

Foto: APA/AP/Charles Krupa

Jonas (derzeit zweieinhalb Jahre alt) war nicht geplant, sondern ein Hoppala, das uns passiert ist, als ich mich gerade Diplomarbeit schreibend in den Endzügen meines Studiums befand. Gänzlich ungeplant kann ich es allerdings auch nicht nennen, denn immerhin dachte ich mir zu der Zeit "jetzt könnte eigentlich wieder einmal etwas Unvorhergesehenes in meinem Leben passieren". Diese Art von Lebenseinstellung habe ich immer schon besonders genossen und so ein kleines Ding, das da zwischen drin noch mit herum hüpft – das wäre doch mal was völlig anderes!

Ich entschied mich also, obwohl ich mit meinem Freund erst zwei Monate zusammen war (und das nicht einmal so ganz fix – wir leben schließlich in liberalen Zeiten), dazu, das Kind zu bekommen. Zu Studienbeginn hatte ich mich bereits schon einmal über Schwangerschaftsabbrüche informiert, war von den Schilderungen jedoch zu sehr abgeschreckt worden, als dass ich dies ernsthaft in Betracht ziehen wollte. Gut auch, dass meine Mutter eine wahre Kindernärrin ist – ihrer liebevollen Unterstützung konnte ich mir also so gut wie sicher sein.

Dass sich, wenn das Baby erst Mal da ist, tatsächlich einiges ändert, angefangen von der vollen Verantwortung, die man für es übernimmt und die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die es fordert, hat mich in seiner Intensität dann doch einigermaßen überrascht. Ich und einen auf heile Familie machen? Trotz stets streng verteidigten Atheismus eine Tauffeier für das Kind organisieren? Nein, nein, der Plan war irgendwie anders.

"Und wie komm ich da jetzt auf dem schnellstmöglichsten Weg wieder raus?", dachte ich mir (und denke ich nach wie vor). Man wächst ja bekanntlich mit der Aufgabe, verstört hat mich von allen Dingen zu Beginn aber der Kinder-small talk - "Na, wie alt ist denn der Kleine?", "Der ist aber groß für sein Alter!", "Es ist so schwierig, passende Hosen zu finden!" -, an dem sich Neo-Mamis zu beteiligen haben, am allermeisten. Mittlerweile beherrsche ich das Baby-ABC ein wenig, scheue es aber nach wie vor.

Ich bin da

Es ist schwierig zu beschreiben, welche Gefühle in einer vorgehen, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Zu divergierend sind diese. Natürlich Freude über ein gesundes Bündel Leben mit fünf Fingern an jeder Hand und fünf Zehen an jedem Fuß. Schrecken beim ersten Muttermilch abpumpen müssen in der Geburtsklinik – ich bin doch keine Milchkuh an der Maschine –, ich stillte dann aber in etwa ein Jahr lang (anstrengend).

Und, so viel wusste ich schon vorher: der Mythos von der Supermama ist leider nicht nur der sich am hartnäckigsten haltende überhaupt und in seiner Daseinsform derart überhöht, sondern gleichzeitig auch ein gesellschaftliches Konstrukt, der Frauen eine Menge aufbürdet, sie aber gleichzeitig mit ihren Problemen oft alleine lässt.

Ich frage mich, ob das im Ausland besser ist und werde sicherlich auswandern, sollte das mit der "Heimatpartei" hier noch schlimmer werden. Der Schrei der "working woman" nämlich "Ich schaffe das! Beruf und Karriere, ein Kinderspiel!", verhallt hier schneller als es mir lieb ist. Ich konnte mich bei meiner Diplomarbeit und der Beendigung des Studiums zwar auf mein wertes Hinterteil setzen, was ich dem Kinderbüro der Uni Wien und seiner tollen Betreuung zu verdanken habe.

Nun nach einem Jahr Abschluss mäandere ich jedoch als holy housewife in ewigen Ferien und versuche den Berufseinstieg zu schaffen. In Zeiten der Krise und mit einem geisteswissenschaftlichen Studium keine Leichtigkeit. Denn wenn es Jobs gibt, so übersteigen diese das Stundenpensum, das ich managen könnte, um ein Vielfaches. Und Supernanny und Lottogewinne sind überraschenderweise auch noch keine über mich herein gebrochen.

Wenn ich ein Formular ausfüllen soll, weigere ich mich aber dennoch, neben "Hausfrau" das Kreuz zu machen. Denn finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen ist nach wie vor mein Ziel. Und der Antrieb, der hoffentlich reichen wird, dies in naher Zukunft auch verwirklichen zu können.

Die Kindergeldvariante, die ich gewählt habe, "30+6", war okay. Danke, Staat. Jetzt ist sie leider bald zu Ende und warum wir die +6 Monate nicht kriegen, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Es gibt niemanden, der einem beim Berechnen hilft, noch jemanden, der einer sagt, dass der Mann sechs Monate in Karenz gehen muss, um den vollen Bezug zu erhalten. Mein Freund ist in den ersten drei Lebensmonaten von Jonas zu Hause geblieben und dann wieder in seinen Job, den er bereits vor der Vaterschaft hatte, zurückgekehrt. Auch er ist während seiner Diplomarbeitsphase Eltern geworden und noch nicht mit dem Studium fertig.

Natürlich muss man Abstriche machen. Zusammen spontan auf Partys oder ins Kino zu gehen ist nicht mehr drin und möchte man im Sommer z.B. keinesfalls auf ein Musikfestival verzichten, lautet der Zauberspruch: Frau kümmert sich dann schon um die Organisation und so. Auf den Einfamilienhaus-Graus kann ich nämlich durchaus noch lange verzichten.

Lesen

Barbara Sichtermanns Bücher "Leben mit einem Neugeborenen", das ich im ersten halben Lebensjahr mit Jonas gelesen habe, und "Vorsicht Kind – eine Arbeitsplatzbeschreibung für Mütter, Väter und andere", das ich angefangen habe, als er zwei Jahre alt war, haben mir über so manche schwierige Phase hinweg geholfen. Sichtermann rät in Buch Eins zum Beispiel vor allem eine Körperbeziehung zu seinem Kind aufzubauen und fragt in Buch Zwei was sich in unserer Gesellschaft ändern würde, wenn Männer für die Kinderbetreuung zuständig wären. (Elisa Antoni, dieStandard.at, 27.8.2009)